Es hätte 2022 noch viel besser laufen können für die Erneuerbaren Energien. Die Wasserführung der Flüsse lag unter dem Durchschnitt, auch für die Stromproduktion aus Wind und Sonne waren die Bedingungen eher schlecht. 78 Prozent des österreichischen Strombedarfs wurden aus diesen Quellen gespeist, so wie 2021. „Wäre es ein normales Jahr gewesen, wäre der Anteil bei über 80 Prozent gelegen“, so E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch in einer Zwischenbilanz der Behörde zum Erneuerbaren Ausbau.
Diesen Ausbau sehen er und sein Vorstandskollege Alfons Haber derzeit grundsätzlich auf einem guten Weg. Das 2022 verabschiedete Erneuerbaren Ausbaugesetz (EAG) habe die Investitionen massiv verstärkt. 1300 Megawatt Leistung wurden installiert, davon mehr als 1000 Megawatt Fotovoltaik. Im Vergleich zu 2020 kamen sogar 2141 Megawatt installierte Leistung dazu. Haber zeigt sich überzeugt, dass „damit auch die Ziele bis 2030 möglich sind“. Der Trend halte weiter an, heuer könnten mehr als 100.000 PV-Anlagen errichtet werden, was weitere 2000 Megawatt bringen würde. Einen Schub gibt es auch bei den Energiegemeinschaften. 800 könnten es mit Jahresende bereits sein, obwohl es Urbantschitsch zufolge gar nicht „trivial“ ist, eine zu gründen. Diese Gemeinschaften sparen Kosten.
Zügiger Netzausbau als kritische Hürde
Rein rechnerisch braucht es pro Jahr 1640 Megawatt mehr Leistung, um die 2030-Ziele zu erreichen, sprich Österreichs gesamten Stromverbrauch bilanziell aus Erneuerbaren abzudecken. Als eine kritische Hürde gilt noch der zügige Netzausbau. Die Engpässe sollen bis 2026 ausgeräumt werden. Jetzt hat es aber erst wieder einen Rückschlag bei jenem Leitungsring gegeben, der unabdingbar für die weitere Umstellung des Linzer Stahlwerks der Voestalpine auf Elektro-Hochöfen ist. Ein Gerichtsentscheid räumt drei Beschwerden aufschiebende Wirkung ein. Vorbereitungen für Bauarbeiten liegen jetzt auf Eis.
Die Extrempreise, die 2022 Stromkunden schockten, sorgten bei der Förderabwicklung OeMAG für Mehreinnahmen, die fließen heuer in Förderungen. Was haben Haushalte davon? Sie zahlten in Normaljahren rund 125 Euro Förderpauschale für den Erneuerbaren-Ausbau. Das fällt derzeit weg.
Damit bei niedrigen Marktpreisen für Strom große Investitionen etwa in Windparks nicht stocken, will die EU jetzt die sogenannten „Contracts for difference“ anschieben. Das sind langfristige Verträge zwischen Investoren und Betreibern, in denen Gewinne und Verluste aus Preisschwankungen ausgeglichen werden. Das österreichische EAG sieht bereits Mindestvergütungen vor.
Claudia Haase