Die Gewerkschaften haben eine Forderung von 11,6 Prozent mehr Lohn bzw. Gehalt gestellt, nun – in der zweiten Verhandlungsrunde – haben die Arbeitgeber der Metalltechnischen Industrie erstmals ihr Angebot für die rund 137.000 Beschäftigten auf den Tisch gelegt. Und das hat umgehend für eine Unterbrechung der Verhandlungen geführt. Die Arbeitgeber sprechen von einem vorzeitigen und "einseitigen Abbruch der Gespräche durch die Gewerkschaften". Der Fachverband habe ein KV-Angebot unter dem Titel "Arbeit – Sicherheit – Wohlstand" mit einer "integrierten Lösung" vorgelegt. Das beinhaltet eine durchschnittliche Lohn- und Gehaltserhöhung von 2,5 Prozent und eine steuer- und abgabenfreie Einmalzahlung von 1050,00 Euro. "Das Angebot bedeutet damit unter Berücksichtigung steuerlicher Erleichterungen (kalte Progression) einen Netto-Kaufkraftzuwachs von durchschnittlich sieben Prozent für die Beschäftigten der Branche. Untere Beschäftigungsgruppen würden sogar bis zu neun Prozent mehr Netto erhalten", rechnet der Verband vor.

"Nur im Rahmen der Möglichkeiten"

Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI), betont in einer Aussendung: "Wir stehen vor großen Herausforderungen. Unsere Branche befindet sich in einer Rezession, die laut Prognosen bis 2024 anhalten wird. Gleichzeitig verstehen wir die Sorgen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dafür haben wir Lösungen entwickelt und leisten unseren Beitrag zur Sicherung ihrer Kaufkraft, aber nur im Rahmen der Möglichkeiten." Die Gewerkschaften würden "sich im Moment leider unflexibel" zeigen, so Christian Knill. Die jetzt geplanten gewerkschaftlichen Maßnahmen seien "zu akzeptieren, sie ändern aber nichts an der wirtschaftlichen Realität".

"Verhöhnung und Provokation"

Die Gewerkschaften quittierten das Angebot mit einer Unterbrechung der Verhandlungen. Nun sind Betriebsrätekonferenzen geplant. Die Arbeitnehmervertreter haben einen Lohnabschluss unter der rollierenden Inflation (9,6 Prozent) wiederholt ausgeschlossen. Über das Angebot sei man "verärgert", wird mitgeteilt.

"Die Arbeitgeberseite will sich tatsächlich aus der Verantwortung stehlen, denn das Angebot des FMTI mit 2,5 Prozent ist deutlich unter der relevanten Inflationsrate von 9,6 Prozent. Auch die zusätzlich angebotene Einmalzahlung in Höhe von 1050 Euro kann den massiven Reallohnverlust niemals ausgleiche", kontern die beiden Chefverhandler der Arbeitnehmerseite, Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA). Die Einmalzahlung sei "nicht nachhaltig und verpufft rasch, während Preise und finanzielle Belastungen immer weiter steigen".

Die Gewerkschaften werden von 12. bis 16. Oktober die Betriebsrätinnen und Betriebsräte der gesamten Metallindustrie in sieben regionalen Konferenzen über die Verhandlungen informieren und die Einberufung von Betriebsversammlungen vorschlagen, heißt es in einer Aussendung. Dass die Abschaffung der kalten Progression in die Lohnrunde eingerechnet werden soll, sei "eine Verhöhnung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und zugleich eine Provokation für die Sozialpartnerschaft". Man habe mit 11,6 Prozent "eine sehr faire Forderung aufgestellt. Und dann bekommen wir dieses äußerst niedrige Angebot vorgesetzt. Nicht nur wir, sondern wahrscheinlich ganz Österreich ist enttäuscht und verärgert", so Binder und Dürtscher.