Gut, ein allumfassendes digitales Metaverse, wie es Mark Zuckerberg als künftiger Lebensraum vorschwebt, lässt noch auf sich warten. Zumindest bei Virtual-Reality- und Augmented-Reality-Brillen ist Zuckerbergs Konzern Meta dennoch seit geraumer Zeit klarer Taktgeber.

Der Marktanteil des Unternehmens belief sich bei den Headsets laut Marktforscher IDC zuletzt auf mehr als 50 Prozent. Zugleich betreibt der Facebook-Konzern mit dem Meta Quest Store den größten und wichtigsten Marktplatz für VR-Apps. Zwei Milliarden US-Dollar gaben Nutzerinnen und Nutzer dort bis dato aus.

Headsets: 2023 wie 2017

Aber: Die Tendenz zeigt nach unten. Wie auch die Zahl der weltweiten Auslieferungen der Brillen aller Anbieter heuer im zweiten Quartal um 44 Prozent hinter dem Vorjahr blieb. Am Ende des Jahres, so die Prognose von IDC, werden die Hersteller voraussichtlich gerade einmal so viele Brillen verkauft haben wie 2017. Ein furchtbares Zeugnis für eine betont wachstumsorientierte Szene. Noch immer gilt also: Die breite Masse lässt die virtuelle Realität kalt. Daran konnte auch die heuer erschienene Playstation VR2 von Sony nichts ändern.

Ab heute soll sich die Großwetterlage dennoch deutlich ändern – zumindest, wenn es nach Mark Zuckerberg und Co. geht. Mit dem Verkaufsstart der neuen Brille Quest 3 will der Konzern ein Premium-Headset für den Massenmarkt anbieten. 550 Euro kostet das 515 Gramm schwere Stück Hochtechnologie, das sogar die doppelt so teure Quest Pro, das bisherige Premiummodell Metas, in den Schatten stellen soll.

Der Chip der Quest 3 bringt mehr Leistung auf die digitale Straße, die verbauten Bildschirme lösen in höherer Qualität auf. Außerdem ermöglicht die neue Brille im Gegensatz zur direkten Vorgängerin Quest 2 "Mixed Reality", also die Vermischung von physischer mit digitaler Umgebung. Die Brille kann auch als Wiedergabegerät für PCs oder Konsolen wie die Xbox genutzt werden. Nicht zuletzt bietet Meta selbst ein Quest-Abo an, das zwei neue Videospieltitel pro Monat verspricht.

Meta kappt die Kaufprognosen

Und trotzdem ist vorerst keine allzu große Euphorie zu spüren. Der Branchenblogger Ming-Chi Kuo berichtete erst jüngst, dass Meta interne Verkaufsprognosen kappte. Inflation und eine schwächelnde Konjunktur hätten dafür gesorgt, dass der Konzern im zweiten Halbjahr voraussichtlich nur zweieinhalb Millionen anstelle der einst geplanten sieben Millionen Stück Quest 3 verkaufen wolle. 2024 könnte sich der negative Trend noch manifestieren.

Zugleich wird im kommenden Jahr ein weiterer großer, vielleicht der größte VR-Hoffnungsträger, eine Brille auf den Markt bringen: Apple startet mit der Vision Pro. Aber auch in Cupertino läuft nicht alles wie geschmiert. Noch immer ist etwa der Veröffentlichungszeitpunkt des 3500 Euro teuren Geräts unbekannt. Dafür halten sich Gerüchte, wonach die Brille zu schwer geraten sei und bei Testern für Nackenbeschwerden sorge. Was wiederum Apple Kopfschmerzen bereite. Immerhin: Für Brillenträger soll es per Magnet einklippbare Linsen geben, wie der für gewöhnlich gut informierte Bloomberg-Journalist Mark Gurman schreibt. Zugleich tüftle Apple längst an der nächsten Brillengeneration. Die preislich dann wohl den wirklichen Wettbewerb mit Meta einläuten wird.