Es hat bereits Tradition: Ende September, wenn die Betriebe auch die meisten Lehrlinge aufnehmen, werden von der Wirtschaftskammer Österreich die aktuellen Lehrlingszahlen und eine Lehrlingsbefragung veröffentlicht – gewissermaßen, um auch direkt in die Lehrlingswelt hineinzuhören.

Heuer zeichnen sich dabei nur positive Entwicklungen ab: „Die Investitionen in den Nachwuchs sind ungebrochen“, bringt es Mariana Kühnel, stellvertretende WKÖ-Generalsekretärin, bei der Präsentation der Daten auf den Punkt. Nicht zuletzt werte der Fachkräftemangel die Lehre auf. Bei den aktuellen Lehrlingsanfängern zeigt sich jedenfalls gerade ein Zehn-Jahres-Hoch. „Der Trend vom Vorjahr mit einem Rekordwert von 35.655 Lehranfängern setzt sich 2023 fort, auch wenn Konjunktur und Arbeitsmarkt aktuell sicher herausfordernd sind.“

Weniger in überbetrieblicher Ausbildung

Insgesamt absolvieren in Österreich gerade 108.091 junge Menschen eine Lehre. „Und wir sind glücklich, dass die Zahl der Lehrlinge, die sich in überbetrieblichen Ausbildungen befinden, zurückgeht – im Vergleich zum Vorjahr sind es minus 7,7 Prozent“, erklärt Kühnel. Die Vermutung liege nahe, dass der Arbeitsmarkt auch hier Lehrlinge absaugt und in die Betriebe bringt.


Gute Nachrichten gibt es auch im Hinblick auf die Lehrlingseinkommen: Sie sind in den letzten Jahren verglichen mit den Einkommen von Arbeitern und Angestellten überproportional gestiegen. Und die über das gesamte Arbeitsleben gerechneten Einkommen nach einer Lehre sind mittlerweile gut vergleichbar mit jenen nach Abschluss einer berufsbildenden mittleren oder höheren Schule.


Dass sich das Image der Lehre entsprechend verbessert hat, belegt eine neue Studie des Market-Institutes für die Wirtschaftskammer Österreich. 510 Lehrlinge im 1. bis 4. Lehrjahr wurden dafür im August befragt. 75 bis 82 Prozent der Befragten geben dabei an, dass Lehre eine Ausbildung mit Zukunft ist, dass man auch nach einer Lehre weitere Ausbildungen machen kann, dass Lehre besser auf das Arbeitsleben vorbereitet als die Schule, dass man mit abgeschlossener Lehre fast eine Arbeitsplatzgarantie hat und dass sie sich jederzeit wieder für die Lehre entscheiden würden.

Schulnote 1,89

„Fragt man, wie zufrieden die Lehrlinge mit ihrer eigenen Lehrstelle sind, und lässt sie die Zufriedenheit mit Schulnoten von 1 bis 5 bewerten, kommt im Schnitt ein Ergebnis von 1,89 heraus“, sagt David Pfarrhofer, Leiter des Market-Institutes. „Besonders Lehrlinge im ersten Lehrjahr sind Feuer und Flamme.“ Die Antworten von Burschen und Mädchen seien hier deckungsgleich – auch regional seien keine Unterschiede feststellbar.


Was die Studie außerdem zeigt: „Nicht nur die fachliche Kompetenz der Ausbildner wird geschätzt, sondern auch die menschliche.“ Anders gesagt: Lehrlinge fühlen sich „auf Augenhöhe“ behandelt, „man zeigt ihnen, dass sie ein wichtiger Teil des Betriebes sind“.
Auf der Wunschliste von Lehrlingen steht, auch das zeigt die neue Erhebung, „noch mehr Anerkennung und Respekt für die Lehre“ ganz oben. Gefolgt von dem Wunsch nach mehr Möglichkeiten, im Beruf höhere Bildungsabschlüsse zu erwerben. „Mehr digitale Inhalte“ wünschen sich hingegen nur wenige. Die Studie belegt, wie Kühnel sagt: „Digitales Lernen ist für Lehrlinge und Ausbildner inzwischen State of the Art, es findet schon längst statt.“