Die heutigen schlechten Nachrichten von Wifo und IHS haben zu so zahlreichen wie erwartbaren Reaktionen geführt. Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) versucht zu kalmieren und verweist darauf, dass Österreich als stark exportabhängiges Land eng mit der Entwicklung der Weltwirtschaft verbunden sei.
"Die revidierten Wirtschaftsprognosen zeigen nun eine kurze Phase des Negativwachstums für Österreich, bevor die österreichische Wirtschaft gegebenenfalls noch ab dem vierten Quartal dieses Jahres und vor allem im Jahr 2024 wieder Fahrt aufnehmen sollte", so Kocher in einer ersten Reaktion. Er sprach von einer "vorübergehende Konjunkturdelle", sieht aber "keinen Grund zur Verunsicherung". "Die österreichische Wirtschaft steht auf einem soliden Fundament", so der Minister.
Für die Gewerkschaften PRO-GE und GPA, die sich gerade in den Metaller-KV-Verhandlungen befinden, ist die heutige Prognose eine Bestätigung ihrer Lohnforderung von 11,6 Prozent mehr. "Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können sich mit ihrem Lohn und Gehalt um zehn Prozent weniger leisten. Durch die Teuerung arbeiten sie mittlerweile zwei Tage pro Monat gratis. Darum ist es wichtig, dass die bereits aufgelaufene Inflation im Nachhinein durch Kollektivvertragsverhandlungen abgegolten wird", so die Arbeitnehmervertreter.
Und ÖGB-Chef Wolfgang Katzian stellte fest: "Dringend notwendig sind also keine Zurufe an Gewerkschaften zur Lohnzurückhaltung, sondern Schritte, um die Wirtschaft zu beleben und die Inflation endlich zu dämpfen." Die Industriellenvereinigung sieht das naturgemäß anders und warnte vor einer "drohenden unverhältnismäßigen Lohnrunde". Unterstützung bekommt sie von Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie: "Die Produktivität in der Industrie liegt bei minus 2,7 Prozent, das ist der schlechteste Wert seit Jahren und bedeutet übersetzt: Es gibt nichts mehr zu verteilen."