Die Immobilienpreise bröckeln bereits – und das dürfte vorerst so bleiben. Raiffeisen Research rechnet mit "durchschnittlichen Preisrückgängen von insgesamt zehn Prozent bis zum Jahr 2025", freilich von einem extrem hohen Niveau ausgehend. Bis dahin könnte sich "diese Phase der geordneten Deflationierung des Immobilienmarktes" hinziehen, teilte Raiffeisen am Mittwoch mit.

"Die Leistbarkeit von Immobilien sollte sich etwas verbessern", hielt der Leiter des Bereichs Volkswirtschaft und Finanzanalyse der Raiffeisenbank International AG (Raiffeisen Research), Gunter Deuber, einer Aussendung zufolge bei den heutigen "Wirtschaftsprognosen 2024" der RLB Tirol AG für ihre Firmenkunden in Innsbruck fest. Allerdings sollte die Leistbarkeit von Wohnraum weiterhin ein wirtschaftspolitisches Thema sein, denn es sei "vorerst nur eine Rückkehr der Immobilienpreise auf Niveaus von vor der Zinswende zu erwarten". Davor waren sie jahrelang kräftig emporgeschnellt.

Die hohe Inflation beruhigt sich den Einschätzungen zufolge allmählich. Gemessen an der Gesamtrate der Teuerung, also inklusive der Energie- und Agrarpreise, "sollten die hartnäckigen Teuerungsraten in Österreich zurückgehen". Für das laufende Jahr erwartet Raiffeisen Research noch einen Preisauftrieb von sieben bis acht Prozent. Damit ist Österreich wesentlich schlechter unterwegs als der Durchschnitt der Euroländer mit voraussichtlich 5,6 Prozent. Das sei auch für 2024 zu erwarten – mit prognostizierten 3 bis 4 Prozent hierzulande, bei im Schnitt 2,9 Prozent in der Eurozone.

Weg zur Normalisierung? "Ein Marathonlauf"

Bei der Kerninflation ortet Deuber eine "zunehmend verhärtete Dynamik". Ein Abstieg vom heurigen Höhepunkt "sollte lange dauern", erwartet der Chefökonom beispielsweise auch für 2024 weiterhin eine Rate "bei knapp 5 Prozent". Den Weg zur Normalisierung der Inflation verglich er mit einem Marathonlauf: "Die ersten Kilometer sind die leichtesten – die Normalisierung der Energiepreise hätte seit Jahresbeginn mit einem Ausgangswert von 11,6 Prozent im Jänner einen 'anstrengungslosen' Inflationsrückgang (Basiseffekte) bewirkt –, die letzten hingegen die schwersten." Auch die steigenden Löhne würden vor allem bei arbeitsintensiven Dienstleistungen ihren Weg in die Endverbraucherpreise finden.

Die hohe Inflation, die Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) und eine schwache globale Konjunktur mit Industrierezession in Deutschland drücken den Angaben zufolge auf das heimische Wirtschaftswachstum. Deshalb schaffe Österreich heuer nur eine Stagnation. Das leichte Wachstum sei auf 2024 verschoben. "Es könnte dann bei 0,6 Prozent liegen", so Deuber. Mit dieser Prognose liege Österreich erstmals seit langer Zeit unter dem Durchschnittswachstum im Euroraum von 0,8 Prozent. Allerdings werde der kumulative reale BIP-Zuwachs hierzulande für den Zeitraum 2021 bis 2025 bei rund zehn Prozent liegen, was in etwa dem Zuwachs in der Eurozone und auch jenem der USA entsprechen und deutlich über dem für Deutschland prognostizierten Wert von rund fünf Prozent liegen würde.

"Stagflationsrezession"

Eine "tiefe oder schlagartige Wirtschaftskrise" ortet Deuber aktuell nicht, aber die Stagflationsrezession – eine stagnierende bis leicht rückläufige reale Wirtschaftsleistung bei gleichzeitig hoher Inflation – gehe in die Verlängerung. Mit der Schwachstelle Konsum, die den Einzelhandel stark belaste, sinkenden Wohnbauinvestitionen sowie der Industrie im Rückwärtsgang – hier schlagen laut Raiffeisen schwache Neuaufträge auf die Produktion durch – erwartet Raiffeisen Research "heuer nur mehr und im besten Falle eine schwarze Null beim Wirtschaftswachstum in Österreich".

Angesichts von Reallohnzuwächsen, die nun im Wirtschaftskreislauf ankämen, sollte sich der private Konsum 2024 stabilisieren. Aber in Summe liege eine "wenig dynamische Wirtschaftsentwicklung beziehungsweise ein sehr blutleerer Wirtschaftsaufschwung vor uns", so der Chefökonom.