Gerade noch musste die Couch groß wie eine Landschaft sein, entsprechend weiträumig das Wohnzimmer. Jetzt werden die Dimensionen beim Wohnen wieder kleiner. Und das hat in Kärnten nicht nur mit knapper werdendem Wohnraum zu tun.

Immobilienmakler und Fachgruppenobmann Paul Perkonig: "Das Auslangen finden auf kleinerem Raum"
Immobilienmakler und Fachgruppenobmann Paul Perkonig: "Das Auslangen finden auf kleinerem Raum" © Weichselbraun

Aktuell umfasst ein neues Wohnbauprojekt in Kärnten im Durchschnitt 21 Wohneinheiten, wobei die Wohnfläche bei 74 Quadratmetern liegt – im Durchschnitt. Denn immer mehr Wohnungen, die neu gebaut werden, haben nur ein oder zwei Zimmer. War der Anteil dieser Ein- und Zwei-Raum-Apartments bisher bei 33 Prozent, so ist er nun auf 37 Prozent gestiegen, ergibt eine Studie, die Exploreal im Auftrag der Wirtschaftskammer durchgeführt hat. "Die Baukosten steigen. Da ist es kein Wunder, dass die Menschen versuchen, auf kleinerem Raum ihr Auslangen zu finden", sagt Paul Perkonig, Kärntner Fachgruppenobmann der Immobilientreuhänder. Für gleiches Geld bekommt man heute deutlich weniger Wohnraum als noch vor zehn Jahren.

Auf den Grundriss kommt es an

Neubauprojekt des Bauträgers MB in Krumpendorf: 16 Wohneinheiten ab 48 Quadratmeter
Neubauprojekt des Bauträgers MB in Krumpendorf: 16 Wohneinheiten ab 48 Quadratmeter © MB Bauträger

Kleinere Räume werden in Zeiten von hohen Energie- und Kreditkosten offenbar verstärkt als Entlastung gesehen, auch von Gutverdienern. "Vorausgesetzt natürlich, sie sind lichtdurchflutet und die wenigen Quadratmeter werden klug genutzt", sagt Perkonig. "Grundrisse bzw. die Layouts der Wohnungen werden immer weiter optimiert bzw. kompakter". Heißt: mehr Raumwunder – oft inklusive Homeoffice – auf kleinerer Fläche. Auch die demografische Entwicklung in Kärnten bildet sich in der (Wohnungs-)Wohnfläche ab. Es gibt immer mehr Singlehaushalte, die Fertilitätsrate sinkt, sie liegt in Kärnten bei 1,4 Kindern pro Frau. Platz sparen ist modern – und nachhaltig.

Größenverhältnisse verschieben sich

Die Tatsache, dass in Kärnten verstärkt kleinere Wohnungen gebaut werden, sei auch schlicht und einfach das Resultat der Nachfrage: Die Bauträger bauen das, was sie gut verkaufen können bzw. auf dem sie nicht "sitzen" bleiben. Sie stellen sich ein auf den Trend zu kleineren Wohnungen – speziell in nachgefragten Gebieten wie Klagenfurt, Krumpendorf, Villach oder Rosegg. Die Bauträger – das sind in Kärnten zu 80 Prozent gewerbliche Wohnbauträger. Mit diesem Anteil ist Kärnten mit Vorarlberg das Bundesland mit dem höchsten Anteil an gewerblichem Wohnbau. Mutmaßlich deshalb, weil gemeinnützige Wohnbauträger in Kärnten hauptsächlich Mietwohnungen bauen.

Auch der Trend zu Balkon und Co. ist ungebrochen: Fast alle Neubau-Wohnungen – konkret 98 Prozent – haben Balkon, Terrasse oder Garten, im Fachjargon Freiflächen genannt.

Für heuer ist in Kärnten die Fertigstellung von insgesamt 1720 Wohnungen geplant, die meisten in Klagenfurt und Villach.