Vertreter der Wirtschaftskammer (WKÖ) und der Gewerkschaften PRO-GE und GPA haben am Montag, den 2. Oktober, die Kollektivvertragsverhandlungen für die metalltechnische Industrie aufgenommen. In der ersten Runde, die bis etwa 19 Uhr dauerte, ging es vor allem darum, sich auf Rahmenbedingungen zu einigen. Es wurden wirtschaftliche Daten sowie die Forderungen der Arbeitnehmer erörtert.
Aus Sicht der Arbeitgeber von der Metalltechnischen Industrie verliefen die Gespräche "sachlich konstruktiv", wiewohl sie noch kein konkretes Ergebnis gebracht haben. "Ein voller Ausgleich der Inflation der letzten zwölf Monate ist nicht machbar und wird von uns abgelehnt", erklärte Christian Knill, Obmann des Fachverbandes der Metalltechnischen Industrie, und verwies auf die wirtschaftliche Situation der Branche. Einen Gegenvorschlag zur Arbeitnehmerforderung gab es nicht.
"Anteil am Erfolg der Branche"
Die Arbeitnehmer - in der Branche sind 200.000 Menschen beschäftigt - wollen hingegen nicht von ihrer Forderung abrücken: "Es gab keine Zurückhaltung der Unternehmen bei den Gewinnausschüttungen", sagten die Chef-Verhandler der Arbeitehmervertreter, Reinhold Binder von der Gewerkschaft PRO-GE und Karl Dürtscher von der GPA. "Unsere Forderung beträgt daher weiterhin 11,6 Prozent. Die Beschäftigten haben sich eine Inflationsabgeltung und einen fairen Anteil am wirtschaftlichen Erfolg der Branche mehr als verdient. Sie brauchen jetzt eine spürbare und nachhaltige Erhöhung, damit ihr Leben leistbar bleibt", so Binder und Dürtscher.
Argument der hohen Inflation
Basis dafür sei die rollierende Inflation von 9,6 Prozent. Zudem fordert die Gewerkschaft, dass die sechste Urlaubswoche leichter zu erreichen sein soll. Und es solle die Möglichkeit einer Freizeitoption geben: also keine Lohnerhöhung, dafür mehr Freizeit. Weiters sollten die rund 8000 Lehrlinge nach dem Lehrabschluss bei der Einstufung mit den Absolventinnen und Absolventen höherer berufsbildender Schulen gleichgestellt werden.
Argument der sinkenden Auftragseingänge
Die Arbeitgeber verwiesen ihrerseits auf einen Produktionsrückgang um 5,5 Prozent, die Auftragseingänge seien um 18 Prozent gesunken. Von den mehr als 1200 Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei erwarte fast jedes dritte Unternehmen ein negatives Betriebsergebnis.
Laut den Ökonomen vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) und vom Institut für höhere Studien (IHS) führen hohe Abschlüsse nicht zu einer Lohn-Preis-Spirale, da 80 Prozent der Produktion in den Export gehen würden. Der höheren Kaufkraft stünde jedoch das schwierige wirtschaftliche Umfeld für die Industrie entgegen.