Der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Georg Knill, fordert im Rahmen Metaller-KV-Verhandlungen eine moderate Lohnrunde. Die Industriearbeitgeber seien "nicht gewillt und bereit, dass wir die Inflation doppelt bezahlen", sagte Knill am Samstag im Ö1-"Mittagsjournal". Die Verhandlungen starte am Montag. Die Arbeitnehmervertreter fordern eine Lohnerhöhung von 11,6 Prozent. Wie hoch der Abschluss aus Knills Sicht ausfallen kann, wollte er nicht einschätzen.
Die Industriellenvereinigung ist kein Verhandlungspartner bei den KV-Verhandlungen, die von den Sozialpartnern - Wirtschaftskammer und Gewerkschaft - getragen werden. "Die Verhandlungen stehen unter besonders herausfordernden Zeichen", sagte auch IV-Chef Knill am Samstag. Sein Bruder Christian Knill ist einer der Verhandler für die Wirtschaftskammer und deren Sprecher.
"Die Inflation ist ja nicht durch uns verschuldet worden"
"Es kann nicht sein, dass die Industriearbeitgeber alleine diese Last der hohen Inflation schultern", sagte Georg Knill im Radio. "Die Inflation ist ja nicht durch uns verschuldet worden. Man muss auch berücksichtigen, das zeigen auch Berechnungen der Oesterreichischen Nationalbank, dass durch die diversen Antiteuerungsmaßnahmen der Bundesregierung durchaus 80 bis 90 Prozent der Reallohnverluste kompensiert worden sind. Das heißt, ich bin nicht gewillt und bereit, dass wir die Inflation doppelt bezahlen."
Der Industrie-KV sei ein besonders guter, die Karrierechancen in der Branche gut. Eine 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich ist für die IV aber "realitätsfremd". Das Betreuungsthema für Kinder sei ein großes, gerade in der Industrie gebe es aber viele Aktionen, um das politische "massive Defizit" in dem Bereich zu füllen.
"Destruktive" Debatte
Diskussionen für Vermögens- und Erbschaftssteuern hält der Industrielle (Knill-Gruppe) indes für mehr als entbehrlich, nämlich "destruktiv". Es gebe kein Einnahmenproblem, sondern ein Ausgabenproblem. Schon jetzt sorge die Debatte über eine Vermögenssteuer, wie sie sich die SPÖ auf die Fahnen heftet, für einen Abfluss von Kapital aus Österreich, das nun woanders investiert werde.
Die heimische Industrieproduktion wird heuer Prognosen zufolge um 4 Prozent schrumpfen. Von der Politik forderte Knill im Radio-Interview einmal mehr Abgabenreduktionen, eine Fachkräftestrategie und beschleunigte Genehmigungsverfahren. Bis 2030 müsse die Steuer- und Abgabenquote endlich auf unter 40 Prozent gedrückt werden, das sei als Ziel "plan- und machbar". Aber: "Wir kennen die Situation in der Koalitionsregierung, dass es oftmals mühsam ist, sich zu einigen." Derzeit liegt die Quote bei 43,5 Prozent. Lob gab es für die kürzliche Steuerfreistellung von Überstunden und das Aus eines Gutteils der Kalten Progression.
"Wir sind keine Festung. Wir leben vom Export"
Eine geringere Steuer- und Abgabenlast würde es auch viel besser ermöglichen, tatsächlich qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland zu bekommen. Denn das sei unbedingt nötig, um den Bedarf zu decken. "Wir sind keine Festung. Wir leben vom Export. Wir leben von Internationalität", so Knill gegenüber Ö1. Man brauche einen Paradigmenwechsel im Sinne des Willkommenseins neuer Arbeitskräfte. Die FPÖ lebe derzeit "von den Fehlern der anderen Parteien".
Das Mercosur gehöre umgesetzt. Wie beim CETA-Abkommen mit Kanada würden sich Sorgen nicht bewahrheiten, sondern nur der Außenhandel wachsen. Mit Kanada habe sich dieser verdoppelt.
Beim Klimaschutzgesetz werde nur über Überschriften geredet, nicht über Details, hämte Knill. Hier müsse die Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) "in Vorleistung gehen". Über den EU-Green-Deal habe man in den vergangenen Jahren 46 neue Gesetze bekommen.