Hohe Inflation, maue Weltwirtschaft, steigende Zinsen: Die führenden Institute haben ihre Konjunkturprognosen für Deutschland angesichts des schwierigen Umfelds kräftig gesenkt. Statt des bisher erwarteten Wachstums beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 0,3 Prozent wird nun für das laufende Jahr ein Rückgang von 0,6 Prozent vorhergesagt, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Gemeinschaftsdiagnose für die deutsche Regierung hervorgeht.

"Der wichtigste Grund dafür ist, dass sich die Industrie und der private Konsum langsamer erholen, als wir im Frühjahr erwartet haben", erklärt der Vizepräsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, Oliver Holtemöller. Für 2024 wird wieder ein Wachstum erwartet, das mit 1,3 Prozent aber schwächer ausfallen soll, als im Frühjahr mit 1,5 Prozent angenommen. 2025 soll es dann zu einem Plus von 1,5 Prozent reichen.

Konjunkturelle Schwäche

"Die konjunkturelle Schwäche ist mittlerweile auf dem Arbeitsmarkt angekommen", schreiben die Institute. Angesichts der "notorischen und sich perspektivisch weiter verschärfenden Personalknappheit in vielen Bereichen" erwarten sie allerdings nur einen moderaten Anstieg auf 2,6 Millionen Personen im laufenden Jahr – das wären etwa 174.000 mehr als 2022. "Im kommenden Jahr wird die Zahl der Arbeitslosen wohl leicht sinken", so die Prognose. 2025 soll sie dann weiter zurückgehen auf weniger als 2,5 Millionen.

Für die Verbraucher halten die Institute eine gute Nachricht parat. "An der Preisfront entspannt sich die Lage", heißt es in der Prognose. Die Inflationsrate dürfte demnach im laufenden Jahr bei 6,1 Prozent liegen, 2024 aber deutlich auf 2,6 Prozent fallen und 2025 dann noch einmal auf 1,9 Prozent. "Mittlerweile haben die Löhne auf die Teuerung reagiert, sodass die Kaufkraft der Beschäftigten wieder steigen wird", sagen die Ökonomen voraus. "Dies stabilisiert den privaten Konsum."

Baubranche kriselt

Schwierige Zeiten werden der Baubranche vorhergesagt. "Das Baugewerbe kommt zunehmend in schweres Fahrwasser." Wegen gestiegener Finanzierungskosten dürften etwa die Wohnungsbauinvestitionen "bis in das nächste Jahr hinein wohl deutlich zurückgehen". Vorerst keine großen Sprünge nach oben werden im Exportgeschäft erwartet. "Die konjunkturelle Flaute in wichtigen Absatzmärkten wie dem Euroraum und China, von denen vor allem weniger Konsum- und Vorleistungsgüter nachgefragt werden, bremst die Exporte", betonten die Institute. "Darüber hinaus belasten auch die hohen Energiekosten, insbesondere in der chemischen Industrie, sowie der zunehmende Fachkräftemangel die deutschen Exportunternehmen." Deshalb sollen die Ausfuhren im laufenden Jahr preisbereinigt um 1,0 Prozent sinken, 2024 dann um 1,8 Prozent wachsen.