Die rund 137.000 Beschäftigten der Metalltechnischen Industrie (FMTI) fordern eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 11,6 Prozent, bei einer zurückliegenden Jahresinflation von 9,6 Prozent. Die Chefverhandler auf Gewerkschaftsseite - Karl Dürtscher (GPA) und Reinhold Binder (PRO-GE) - betonten, es gelte nun, die Teuerung für die Arbeitnehmer abzugelten und die Kaufkraft zu sichern. Die Arbeitgeber hatten sich im ersten Moment zwar etwas überrascht darüber gezeigt, dass die Forderung nicht noch höher ausgefallen ist. FMTI-Obmann Christian Knill hält, vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Industrie-Rezession, aber auch die 11,6-prozentige-Forderung für überzogen.

"Gewisse Flexibilitätsmargen"

Holger Bonin, Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS), bezeichnete die Forderung am Montagabend in der ZiB2 als "sehr niedrig" - zumindest gemessen daran, was man im Vorfeld erwartet habe. Er rechne damit, dass es letztlich zu einem Abschluss nahe der zugrunde gelegten Inflation (9,6 Prozent) komme, das würden zumindest die Erfahrungen aus der Vergangenheit nahelegen.

Bonin streicht hervor, dass die Gewerkschaft auch einige weitere "interessante Forderungen" angeführt habe. Neben mehr Lohn und Gehalt solle es leichter sein, die sechste Urlaubswoche zu erreichen und es solle die Möglichkeit geben, dass das Mehr an Einkommen gegen Freizeit getauscht werden könne, hieß es seitens der Gewerkschaft. Aus Sicht von Bonin biete das eine "gewisse Flexibilitätsmargen". Insgesamt, so der IHS-Chef, würden die Anfangsforderungen der Gewerkschaft eher für einen vergleichsweise moderaten Abschluss sprechen.

Da in Österreich jeweils rückschauend über kollektivvertragliche Lohn- und Gehaltserhöhungen verhandelt werde und es im Vorjahr zu Reallohnverlusten gekommen sei, gelte es, diese im Sinne der Kaufkrafterhaltung auszugleichen. Andererseits sei insbesondere die Industrie mit schwierigen Perspektiven konfrontiert. Zu hohe Abschlüsse würden die Wettbewerbsfähigkeit beeinflussen. Auch die Preise könnten dadurch weiter angeheizt werden, weniger durch einen hohen Abschluss bei den Metallern, weil deren Produkte vor allem im Ausland verkauft werden. Da die Metaller-Lohnrunden aber auch immer eine gewisse Vorbildfunktion für andere Branchen haben, die dann auch für das Inland entscheidend seien, könnten höhere Löhne auch entsprechend höhere Preise nach sich ziehen.

Risiko einer Rezession "erheblich"

Insgesamt sei die wirtschaftliche Lage "sehr fragil, wir müssen achtsam sein". Wifo und IHS präsentieren Ende der nächsten Woche ihre aktualisierten Konjunkturprognosen. Ohne auf den Daten, die teilweise noch errechnet werden, vorzugreifen, betont Bonin: "Das Risiko, dass wir in eine Rezession drehen, ist erheblich." Optimistischer sei man aber für das nächste Jahr.