Es war nur ein kurzer Augenblick vor dem Verhandlungssaal. Reinhold Binder, der neue Metaller-Chefverhandler der Gewerkschaft PRO-GE, schüttelte dem Arbeitgeberverhandler Christian Knill nicht einfach förmlich die Hand. Ein paar Sekunden lang wandte er sich direkt zu Knill hin, raunte ihm etwas ins Ohr, das den anderen gut 80 Delegierten verborgen blieb. Eine Geste nur, allerdings eindeutig eine, die nicht auf Gespräche in feindseliger Gesinnung schließen lässt. Denn bei diesem Sekunden-Schulterschluss lag die Forderung von 11,6 Prozent noch gar nicht auf dem Tisch. Die stufte Knill eine knappe Stunde später erst einmal als "überzogen" ein. Die große Anspannung des Vormittags war da aber schon aus seinem Gesicht gewichen – und die Kinnlade oben geblieben. Noch ein paar Minuten später räumt Knill dann sogar zwischen den Zeilen ein, dass man im Fachverband Metalltechnische Industrie eine höhere Forderung erwartet hatte.
Claudia Haase