Die Gläubiger haben den Sanierungsplan der insolventen Möbelkette Kika/Leiner angenommen, teilen die Kreditschützer von AKV, KSV1870 und Creditreform am Montagvormittag mit. In die Sanierungsplantagsatzung war Kika/Leiner mit einem verbesserten Angebot gegangen. Ursprünglich hatte das Unternehmen eine Quote von 20 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren, geboten, im verbesserten Angebot teilen sich die 20 Prozent anders auf: 10 Prozent als Barquote, weitere 5 Prozent binnen 16 Monaten und restliche 5 Prozent binnen 24 Monaten.
Zusätzlich zur Sanierungsplanquote erhalten die Gläubiger eine Superquote, zahlbar in zwei Raten – jeweils in den ersten Monaten 2024 und in den ersten Monaten 2025. Die auszuschüttende Superquote wird bis zu 14 Prozent betragen. Diese Superquote stellt jenen Betrag dar, der aus dem Vergleich mit dem ehemaligen Eigentümer (Signa Holding GmbH) erzielt werden konnte.
Insolvenzverwalter empfahl die Annahme
Die Annahme des verbesserten Sanierungsplans wurde seitens des Insolvenzverwalters empfohlen, da die betroffenen Gläubiger im Falle der Ablehnung des verbesserten Zahlungsvorschlages und der darauf folgenden Liquidation des Unternehmens lediglich mit einer Zerschlagungsquote von rund 6,6 Prozent hätten rechnen können. Der Grund - die Insolvenzforderungen (Schadenersatzansprüche aus Mietverträgen, Beendigungsansprüche der verbliebenen 1.770 Dienstnehmer) wären massiv gestiegen.
Im Insolvenzverfahren haben 512 Gläubiger und rund 3300 Dienstnehmer und Dienstnehmerinnen Forderungen angemeldet. Die Gesamtpassiva belaufen sich laut den Kreditschutzverbänden auf 131,6 Millionen Euro. Die Gesamtpassiva berechnen sich mit rund 131,6 Mio EUR. Darin enthalten sind angemeldete und anerkannte Forderungen in Höhe von rund 74 Millionen Euro (inklusive der Forderung der Republik Österreich mit rund 49,6 Millionen). Dienstnehmerforderungen belaufen sich vorerst auf 31 Millionen (hier kommen weitere 22,7 Millionen aus der finalen Abrechnung noch dazu).
Zufrieden mit Abverkäufen
Aktuell sind rund 1.770 Dienstnehmer von den ursprünglich rund 3.300 Beschäftigten in den 17 Filialen österreichweit beschäftigt, 23 Filialen von Kika/Leiner waren im Zuge der Pleite geschlossen worden.
Das Unternehmen betont in einer Stellungnahme nach der entscheidenden Sitzung: "Wesentliche Schritte der Restrukturierung sind bereits erfolgreich im Sanierungsverfahren umgesetzt worden. Die bisherige Fortführung ist plangemäß verlaufen, der Abverkauf in den Schließungsfilialen und den verbleibenden Filialen zur Sortimentsbereinigung in den vergangenen Monaten sogar besser als geplant. Damit sind die Voraussetzungen für die Weiterführung des Unternehmens geschaffen."
Der Insolvenzrichter werde nach der Zustimmung der Gläubiger den vorgelegten Sanierungsplan in den nächsten Tagen bestätigen. Damit wird die Aufhebung der Insolvenz nach der entsprechenden Rechtsmittelfrist von drei Wochen, also Mitte Oktober 2023, rechtskräftig. Indes kündigt Kika/Leiner an, in den nächsten Tagen die Strategie für die erfolgreiche Fortführung zu präsentieren.
"Vergleich ist zu gering"
Der Finanzprokurator als Anwalt der Republik hatte im Vorfeld der Abstimmung einen höheren finanziellen Beitrag des ehemaligen Kika/Leiner-Eigentümers Signa gefordert und den fixierten Vergleich kritisiert. Außerdem wird Insolvenzverwalter Volker Leitner bei der Tagsatzung über den Stand der Sanierung informieren.
Mitte September war bekannt geworden, dass der ehemalige Kika/Leiner-Eigentümer Signa rund um den Tiroler Investor René Benko 20 Millionen Euro in vier Raten innerhalb von zwei Jahren in den Insolvenztopf einzahlt und dafür weitere Forderungen vom Hals hat. Den ersten Teilbetrag in Höhe von fünf Millionen Euro hat Signa bereits überwiesen. "Der nunmehr beschlossene Vergleich ist zu gering und die Beträge spiegeln nicht die unternehmerische Verantwortung wider", kritisierte Finanzprokuratur-Präsident Wolfgang Peschorn zuletzt. Kurz nach dem Verkauf des operativen Kika/Leiner-Geschäfts durch die Signa-Gruppe an den Handelsmanager und Investor Hermann Wieser meldete die Möbelkette Mitte Juni Insolvenz an. Die Einrichtungshäuser-Immobilien kaufte die Grazer Supernova-Gruppe.