Trotz spätsommerlicher Verhältnisse steht eines fest: Der nächste Winter kommt bestimmt. Ob er schneereich ist, wird sich zeigen. Wer heuer neue Winterreifen braucht, sollte laut Arbö überlegen, ob Ganzjahresreifen für die Fahrgewohnheiten ausreichen oder ob es öfter in die Alpen geht. Das Test-Team vom Autofahrerklub Arbö hat die Eigenschaften von drei günstigen Winterreifen der Hersteller Austone, Fortuna und Sailun neben sieben etablierten Marken- und Premiumreifen getestet.

Auf Herz und Nieren wurden die Winterreifen in Finnland getestet
Auf Herz und Nieren wurden die Winterreifen in Finnland getestet © K.TSCHOVIKOV

Ergebnisse mit Überraschungen

Das Beschleunigen auf schneebehafteter Fahrbahn stellte bei keinem Testreifen ein Problem da. Das Bremsen auf Schnee erfolgte aus einem Tempo von 35 km/h: Auch lag das Feld dicht beieinander. Nach dem Bridgestone mit einem Bremsweg von 12,26 Metern belegte überraschenderweise der deutlich günstigere Austone den zweiten Platz.

Der Arbö-Winterreifentest 2023 1.52 MB

Arbö Winterreifentest 2023

Beim Handling auf Schnee gab es bei den Pneus keine Ausreißer. Der Austone lieferte überraschenderweise das gleiche gute Niveau wie der Michelin. Beide ließen sich auf Schnee gut lenken und waren die besten in dieser Disziplin. Der Sailun als Letztplatzierter landete dennoch im gelben Bereich. Er offenbarte vor allem bei Bergauf-Passagen leichte Schwächen in der Bodenhaftung und der Fahrstabilität in Kurven, war insgesamt aber beherrschbar. Der Rest bildete ein solides Mittelfeld beim Fahrverhalten auf Schnee. Die Reifen von Goodyear und Nokian zeigten minimale Traktionsschwächen bei Bergauffahrten und Seitenführung.

Wenn der Bremsweg fünf Meter länger wird

Das Bremsen auf trockener Fahrbahn aus 100 km/h war bei fast allen Reifen grundsolide. Nur der Fortuna tanzte mit 45,3 Metern Bremsweg aus der Reihe. Er hatte im Vergleich zum Besten in dieser Disziplin, dem Michelin (40,4 Meter), einen knapp fünf Meter längeren Bremsweg. Das entspricht einer Wagenlänge und ist deutlich zu viel.

Einen schwächeren Eindruck lieferten die Reifen von Fortuna und Austone auf trockener Fahrbahn: Sie zeigten ein zu ausgeprägtes Untersteuern, waren in Kurven schwieriger zu lenken und insgesamt zu schwammig und unpräzise lenkbar.

Große Unterschiede in Königsdisziplin

Das Bremsen auf nasser Fahrbahn aus 80 km/h ist die eigentliche Königsdisziplin. Hier müssen die Reifen alles geben, denn der Bremsweg auf nasser Fahrbahn verlängert sich deutlich. Der Beste im Test, der Hankook, hatte einen Bremsweg von 30,4 Metern. Während so gut wie alle, selbst der bei Schnee insgesamt letztplatzierte Reifen von Sailun, ein homogenes Bremsbild zwischen 30 und 32 Metern Bremsweg abgaben, fielen der Fortuna (41 Meter) und Austone (38,8 Meter) komplett durch. Ihr Bremsweg entspricht der Länge von zwei kurzen Kompakttransportern.

Die kostengünstigeren Marken enttäuschten beim Handling auf nasser Fahrbahn: Während der Sailun hier noch gerade so akzeptabel war, entpuppten sich die Reifen von Austone und Fortuna als Katastrophe. Zudem hatten sie spürbar zu wenig Grip und waren unpräzise in der Lenkung. Das Fahrverhalten dieser Reifen stuften unsere Testenden hier als gefährlich für Normalfahrende ein. 

Winterreifenpflicht ab 1. November

Mit 1. November gilt in Österreich für Autofahrerinnen und -fahrer wieder die situative Winterausrüstungspflicht. Lenker von Pkw und Lkw bis 3,5 Tonnen müssen bei Schnee, Matsch oder Eis mit Winterreifen unterwegs sein oder alternative auf mindestens zwei Antriebsrädern Schneeketten montiert haben. Erlaubt sind Ketten aber nur, wenn die Straße durchgängig mit Schnee oder Eis bedeckt ist. Die Winterreifenpflicht gilt bis 15. April des Folgejahres, für Busse bis 15. März.

Die Winterreifenpflicht gilt für Lkw über 3,5 Tonnen und Omnibusse immer, das heißt unabhängig davon, ob auf der Fahrbahn Schnee liegt oder nicht. Wer bei Schnee und Eis ohne Winterreifen unterwegs ist, muss mit einer Strafe von 60 Euro rechnen. Werden andere Verkehrsteilnehmer gefährdet, drohen theoretisch sogar bis zu 5.000 Euro Strafe. Als Winterreifen werden gesetzlich Modelle anerkannt, die mit den Bezeichnungen „Matsch und Schnee“ (M+S, M.S. oder M&S) gekennzeichnet sind und mindestens fünf Millimeter, bei Diagonalreifen sechs Millimeter Profiltiefe aufweisen.

Fazit: Der Testsieger von Arbö

Laut dem Arbö-Test ist der Bridgestone nah am perfekten Winterreifen dran, er zeigte in allen Disziplinen mehr als ein grundsolides Gesamtbild, dicht gefolgt vom Hankook und Continental. Der Austone und der Fortuna enttäuschten komplett, wie Erich Groiss, technischer Koordiantor des ARBÖ ausführt: „Nach einem starken Start auf Schnee zeigten sie, wie gefährlich es sein kann, bei Wetterwechsel den falschen Reifen zu haben. Sie fallen unter den gegebenen Bedingungen komplett durch den Test. Von diesen Reifen raten wir eindringlich ab.“