Die Krisen und Probleme der vergangenen Jahre haben sich in einem geänderten Einkaufsverhalten niedergeschlagen. Die Inflation trug das Ihre dazu bei, dass Herr und Frau Österreicher beim Lebensmitteleinkauf ihre Prioritäten verlagert haben. So gingen die Einkaufsmengen im 1. Halbjahr 2023 um 3,5 Prozent zurück. Im zweiten Quartal 2023 lagen die Preise für den Warenkorb um 11,3 Prozent über dem Vorjahreszeitraum, geht aus der rollierenden Agrarmarktanalyse (RollAMA) hervor.

Die Preise für Frischwaren legten im Jahresabstand um rund zehn Prozent zu. Die höchsten Preisanstiege gab es bei Käse (20 Prozent), bei Trinkmilch, Joghurt, Obers, Topfen (+14,6 Prozent) und bei Fruchtjoghurt, Milchmischgetränken und Desserts (+12,6 Prozent). Der Butterpreis stieg hingegen lediglich um 1,2 Prozent, Frischobst verteuerte sich um 3,8 Prozent. Die Preise für Fleisch und Geflügel stiegen um 7,9 Prozent, für Wurst und Schinken um 10,6 Prozent.

Im Vergleich mit der Vor-Corona-Zeit zählten Fertiggerichte (+13 Prozent), Tiefkühlobst und -gemüse (+7 Prozent) sowie Käse (+6,8 Prozent) zu den Gewinnern. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gab es aber auch bei diesen Produktgruppen Rückgänge.

Trotz der Teuerungen sind Frische (83 Prozent) und Qualität (65 Prozent) wesentliche Kriterien beim Einkauf, wenngleich Aktionen immer häufiger in den Vordergrund rücken und für 58 Prozent ein wesentliches Kriterium darstellen. Wobei Aktionen gefragter seien als dauerhaft niedrige Preise, sagten die AMA-Experten. In ihrem tatsächlichen Einkaufsverhalten seien Preise und Aktionen mittlerweile sogar wichtiger als Qualität. Dies treffe vor allem auf Mehrpersonenhaushalte zu.

Wobei der Stellenwert der Qualität von den Produktgruppen abhängt: Bei Eiern, Obst und Gemüse sowie Fleisch wurde laut der RollAMA Qualität ein höherer Stellenwert beigemessen. Aber auch Regionalität war für knapp 60 Prozent der Befragten ein wichtiger Trend, erklärte die Food-Trend-Expertin Hanni Rützler.

Bei Obst und Gemüse steigt der Bioanteil

Der Bioanteil stieg vor allem bei Obst und Gemüse. Da die Preise für Biolebensmittel im Jahresabstand mit zwölf Prozent weniger angehoben wurden als für herkömmliche Produkte (+14 Prozent), reduzierte sich der Aufpreis für Bioprodukte. Die Frischwarenumsätze von Bioprodukten betrugen im Lebensmitteleinzelhandel laut dem Haushaltspanel im ersten Halbjahr 2023 rund 460 Millionen Euro. Dies entspricht einem Zuwachs von sechs Prozent. Allerdings reduzierte sich die Menge der eingekauften Bioprodukte um ebenfalls sechs Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode.

An Bedeutung gewonnen haben die Handelsmarken: So liegt der Handelsmarkenanteil (exklusive Fleisch, Obst, Gemüse und Kartoffeln sowie Bedienungsware) bei 65 Prozent. Also fast jeder dritte Euro floss demnach in Aktionsware. Bei Butter und Fleisch entfielen laut der RollAMA sogar über 40 Prozent auf Aktionsware.

"Fokus wieder stärker auf Preisen und Aktionen"

"Während die Coronakrise im Grunde zu einer Steigerung der Wertschätzung von Lebensmitteln geführt hat, lenkte die Inflation den Fokus wieder stärker auf Preise und Aktionen", sagte AMA-Marketing-Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek.

Verschiebungen gab es auch bei der Vertriebsschiene: Diskonter und Supermärkte erhöhten ihre Marktanteile auf 29,7 bzw. 45,3 Prozent. Verbrauchermärkte und sonstige Einkaufsquellen wie Direktvermarkter verloren hingegen an Attraktivität.