Der August ist noch nicht abgerechnet, wird aber jedenfalls ein Nächtigungsminus ausweisen, wofür es eine Summe von negativen Vorzeichen gab: die Teuerung, wodurch günstigere Zimmerkategorien gebucht, bei Nebenausgaben im Urlaub gespart und die Aufenthaltsdauer verkürzt wird. Die Lust, nach Corona wieder ins Flugzeug zu steigen. "Und die Unwetter haben uns dann sogar eine ganze Woche aus dem August herausgerissen", sagt Kärnten-Werbung-Chef Klaus Ehrenbrandtner. Was liegt also näher, als den Sommer, die für Kärnten touristisch wichtigste Jahreszeit, zu verlängern? Wenn es nach dem Spartenobmann und Hotelier Josef Petritsch geht, soll der Kärntner Sommer von April bis Oktober dauern oder noch besser: bis 2. November, wenn die Herbstferien enden.
Eine 1,5 Millionen Euro teure touristische Herbstkampagne soll die ersehnte Verlängerung bewerben. Printschaltungen in Österreich und Deutschland werden – durch eine summierte Auflage von 3,7 Millionen – elf Millionen Leser erreichen, sagt Ehrenbrandtner. Dazu kommen Podcasts, Social-Media-Beiträge und Video-Clips – etwa jener, der ein junges Paar in der Natur zeigt und es heißt: "Wir haben auf unserer Reise etwas Neues entdeckt – uns".
Als besonders zugkräftige Themen für Herbst-Urlauber hat die Kärnten-Werbung Wandern, Kulinarik & Kultur und Erholung ausgemacht. Wandern hat bereits im Vorjahr mit 73 Prozent seinen bisherigen Höchstwert im Ranking der Urlaubsaktivitäten in Kärnten erreicht und ist damit die beliebteste Aktivität im Herbst. Hier lautet der Slogan: "Schöner kann man sich nicht gehen lassen". Für 58 Prozent der Gäste ist der Genuss regionaler Speisen und Getränke reiseentscheidend, daher werden im Herbst speziell die kulinarischen Feste und Märkte in Kärnten beworben und Slow Food. "Urlaubsmotiv Nummer 1 ist die Erholung, und zwar Erholung im Einklang mit der Natur", weiß Ehrenbrandtner. Hier sollen Gäste mit Angeboten unter dem Motto "sanfte Auszeit in Kärnten" abgeholt werden. Mit Yoga im Berg in Bad Bleiberg zum Beispiel oder mit dem Saunamarathon am Klopeiner See.
Problematisch ist gerade im Herbst die Abhängigkeit des Kärntens von den Nahmärkten bzw. speziell vom Binnentourismus. Erfreulich ist wiederum, dass die Urlauber sich auf die günstigere Nebensaison besinnen. "Die Gäste entwickeln sich aus der Hauptsaison heraus", formuliert es Ehrenbrandtner. Das wiederum hat zur Folge, dass sie sich im Herbsturlaub höhere Tagesausgaben gönnen als im Sommer: durchschnittlich 143 Euro pro Person.
Partner der Kärnten-Werbung für die Herbstoffensive sind das Land, die Tourismusregionen und Urlaub am Bauernhof. Tourismusreferent Sebastian Schuschnig (ÖVP) weiß, dass die Saisonverlängerung kein Leichtes wird, sieht aber bereits eine positive Tendenz bei Anfragen und Buchungen. Er meint: "Da schuldet uns jemand ein paar Sonnentage". Aber wer ist "jemand"?