Seit einem Jahr haben die Bundeswettbewerbsbehörde BWB und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) den Lebensmittelhandel wegen der massiven Teuerungen im Visier. Die BWB tauchte dabei so tief in die Unternehmen und ihre Lieferketten ein, wie noch nie. Auch wenn die Ergebnisse dieser Untersuchung erst Ende Oktober vorliegen, so kommt nächste Woche aber schon ein Gesetzesentwurf auf den Tisch, wie Preisvergleiche künftig einfacher werden. 

Konkret sollen es Plattformen für Preisvergleiche künftig leichter haben. Per Gesetz bekommen sie Hürden aus dem Weg geräumt, damit sie für Kunden attraktiv sind. Ziel ist, dass damit die Transparenz für die Kunden steigt. Der Handel muss künftig über eine Schnittstelle die Preise an die Plattformen, Konsumentenschutzvereine und auch wissenschaftliche Institute liefern.

"Bisher waren die rechtlichen Rahmenbedingungen ein Problem", erklärt Kocher. So können Händler etwa das Speichern von Website-Inhalten verbieten. Ein halbes Dutzend Plattformen gibt es – oft werden sie von Einzelunternehmern betrieben. Preise in Echtzeit zu ermitteln, ist eine entsprechend große Herausforderung für sie. Kocher und BWB-Interimschefin Natalie Harsdorf-Borsch sehen allerdings das Potenzial, dass die Unternehmen unter besseren Rahmenbedingungen stark wachsen können. An Plänen mangele es den Betreibern nicht. 

Keine Spritpreisrechner-Variante

Nicht nur die Plattformbetreiber selbst, auch der Handelsverband hatte im Zuge der Evaluierungen auf Stolperfallen hingewiesen. Es war dann auch schnell klar geworden, dass es keine Art Spritpreisrechner für Milch, Saft oder Sekt geben kann, weil es nicht um eine Handvoll, sondern um Tausende zu vergleichende Produkte geht. Die Plattformen müssen alle über die Schnittstelle gelieferten Daten korrekt wiedergeben, sie können sich aber auf bestimmte Zielgruppen ausrichten und sozusagen Warenkörbe erstellen, von denen sie erwarten, dass sie besonders attraktiv sind. "Hier muss man Innovationen zulassen", so Kocher.

Zu viel Transparenz kontraproduktiv?

Zu viel Transparenz wollen Kocher und Harsdorf-Borsch allerdings auch nicht: Gegen das Zurückspielen der Daten an den Handel soll es effektive Schranken geben, damit das Koordinieren von Preisen nicht noch befeuert wird.

Sehr bekannte Plattformen wie Geizhals, Idealo oder auch Durchblicker machen seit vielen Jahren vor, wie Vergleichsportale in anderen Branchen funktionieren. Neu an den Lebensmittelportalen ist, dass sie hauptsächlich die Preise im stationären Handel widerspiegeln werden. 

Kocher verweist auf das Beispiel Israel, wo 2015 per Gesetz die Offenlegung der Supermarktpreise beschlossen wurde. Das hat – wissenschaftlich untersucht – tatsächlich zu geringeren Lebenshaltungskosten in Israel geführt. Kocher betont aber auch, dass die Lebensmittelteuerung nur bei einem Prozentpunkt der aktuellen Gesamtinflation liegt.