Aufgrund der hohen Inflation erhöht die Europäische Zentralbank (EZB) unter Präsidentin Christine Lagarde zum nunmehr zehnten Mal in Folge seit Sommer 2022 die Leitzinsen im Euroraum – von 4,25 Prozent auf 4,5 Prozent. Das beschlossen die Eurowächter am Donnerstag bei ihrer ersten Zinssitzung nach der Sommerpause. Die Schlüsselsätze werden wie im Juli um einen Viertelprozentpunkt erhöht.
Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, klettert von 3,75 auf 4 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999. "Bei der Festlegung der angemessenen Höhe und Dauer des restriktiven Niveaus wird der EZB-Rat auch künftig einen datengestützten Ansatz verfolgen", teilten die Währungshüter weiter mit.
Kommentar zum Thema
"Inflation bleibt noch lange zu hoch"
Die Inflation gehe weiter zurück, werde aber noch lange zu hoch bleiben, stellt der EZB-Rat in einer Erklärung fest. Mittelfristiges Ziel sind 2 Prozent. Aber davon scheint der Euroraum weit entfernt. Die makroökonomischen Projektionen der EZB vom September für den Euroraum gehen von einer durchschnittlichen Inflation von 5,6 Prozent im Jahr 2023, 3,2 Prozent im Jahr 2024 und 2,1 Prozent im Jahr 2025 aus. Die Aufwärtskorrektur für 2023 und 2024 spiegelt hauptsächlich einen höheren Trend bei den Energiepreisen wider.
Zinsgipfel offenbar erreicht
Ziemlich eindeutig ist die Feststellung, dass der EZB-Rat davon ausgeht, dass nun der Zinsgipfel erreicht sei. Wörtlich heißt es: "Auf der Grundlage seiner aktuellen Einschätzung geht der EZB-Rat davon aus, dass die Leitzinsen der EZB ein Niveau erreicht haben, das bei Beibehaltung über einen ausreichend langen Zeitraum einen wesentlichen Beitrag zur rechtzeitigen Rückkehr der Inflation zum Zielwert leisten wird." Man werde dafür sorgen, dass "die Leitzinsen der EZB so lange wie nötig auf einem ausreichend restriktiven Niveau festgelegt werden".
Lagarde: "Wir hatten eine solide Mehrheit"
Bei der Pressekonferenz nach der Bekanntgabe der Entscheidung skizzierte EZB-Chefin Christine Lagarde auch den Ablauf der Ratssitzung. So sei eine große Menge an Daten betrachtet worden, die von den Stimmberechtigten unterschiedlich interpretiert wurde. "Einige Gouverneure haben eine Pause bevorzugt", erklärt Lagarde. Am Ende aber hätte es eine "solide Mehrheit" für die abermalige Zinserhöhung gegeben. Das exakte Ergebnis der Abstimmung wollte sie nicht nennen.