Ob Banane, Kühlschrank oder Handcreme: Den Konsumenten in Österreich begegnet beim Einkaufen eine Vielzahl von Siegeln, die nachhaltige Herstellung oder umweltverträglichen Betrieb bescheinigen sollen. Sie nennen sich Demeter, Cradle to Cradle, Vegan Product. Nun sind die Konsumenten durchaus an Nachhaltigkeit interessiert, aber sie wünschen sich eine Lichtung dieses Siegeldschungels, sie reklamieren eine Siegellogik: Eines der wesentlichen Ergebnisse der großen Konsumenten- und Händlerstudie, die der Handelsverband gemeinsam mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY am Mittwoch vorgestellt hat.
Diese Weisung an die Branche und ihre Lieferanten wird noch ergänzt von einem Wunsch der Konsumenten nach Belohnungen dafür, dass sie nachhaltige Produkte einkaufen. "64 Prozent der Befragten hätten gerne Bonusprogramme, die ihnen ein Anreiz wären, noch mehr nachhaltige Produkte zu kaufen. Sie wollen Gutpunkte erlangen. Die Ideen sind vielfältig und gehen so weit, mit den nachhaltigen Einkaufsgutpunkten die Stromrechnung verringern zu wollen", sagt Martin Unger von EY. Alles in allem ist die Bereitschaft, nachhaltig einzukaufen, in Österreich zuletzt gesunken. Der Grund: die Teuerung. Stattdessen achten die meisten auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und die Produktqualität. Unger: "Es müssen deutlichere Anreize geschaffen werden, damit Nachhaltigkeit für die breite Masse leistbar bleibt."
Investitionsfähigkeit sinkt
Auch für die Händler ist die Teuerung ein Bremsklotz für den Transformationsfaktor Nachhaltigkeit, sagt der Geschäftsführer des Handelsverbandes, Rainer Will. "Da ist einerseits ihre mangelnde Kapitalausstattung, andererseits ihre Unklarheit hinsichtlich der Bereitschaft ihrer Kunden, für Nachhaltiges mehr zu bezahlen", so Will. Mehr als jeder dritte Händler – egal, aus welcher Branche – gibt an, Investitionen in Nachhaltigkeit zu reduzieren. Die Investitionsfähigkeit sinkt.
Aber keine Hürde ohne Chance. Die meisten Händler glauben bzw. wissen, dass sie vom Engagement in Sachen Nachhaltigkeit profitieren. Vor allem ist das im Drogerie- und Lebensmittelhandel so, aber auch im Modehandel und im Möbelhandel. Bei Möbeln und Elektrogeräten nimmt die Preissensibilität der Kunden sogar ab: Sie zahlen gerne mehr, weil sie eine längerfristige Investition tätigen wollen.