Vor dem Hintergrund einer vom Mutterkonzern RBI angekündigten Abspaltung oder eines etwaigen Verkaufs hat Raiffeisenbank Russland vergangene Woche beim russischen Patentamt vier neue Markenzeichen registrieren lassen, in denen von einer "R Bank" die Rede ist und das traditionelle Giebelkreuz fehlt. Bereits im April hatte die RBI-Tochter ihre bekannteste Außenwerbung mit Giebelkreuz und dem Schriftzug "Raiffeisenbank" auf einem Hochhaus im Zentrum Moskaus demontieren lassen.
"Es käme im Zuge eines Verkaufs oder Spin-offs höchstwahrscheinlich zu einem Rebranding und man will auf alle Gegebenheiten vorbereitet sein", erklärte eine Sprecherin von Raiffeisen Bank International (RBI) am Montag auf APA-Anfrage. Dabei gebe es noch keine Entscheidung, welche Marke das sein könnte und natürlich hinge dies auch von einem möglichen Käufer ab, erläuterte sie. Die aktuelle Anmeldung von Markenzeichen deute jedoch nicht auf eine unmittelbar bevorstehende Transaktion hin.
"R Bank"
Die angemeldeten Markenzeichen, die jeweils ein von einem Pfeil umgebenes lateinisches "R" sowie das Wort "Bank" entweder auf Russisch oder auf Englisch zeigen, könnten laut offiziellen Unterlagen für ein breites Spektrum von Dienstleistungen im Finanzsektor eingesetzt werden. Das auf den Bankensektor spezialisierte russische Online-Medium "Frank Media" erinnerte am vergangenen Freitag daran, dass die Raiffeisenbank Russland 2013 ein zuletzt nicht mehr verwendetes Markenzeichen namens "R Connect. Kommen Sie herein, es ist offen" für Online-Banking registriert hatte, dessen geschützter Status formal am 5. September 2023 ausgelaufen war. Das "R" der neuen Markenzeichen wurde von diesem historischen Logo übernommen.
Raiffeisenbank Russland hat laut APA-Recherchen sich gleichzeitig zwei naheliegende Internetdomains für einen etwaigen Auftritt als "R Bank" bisher nicht gesichert: rbank.ru gehört der seit 2015 von den USA sanktionierten Mosoblbank, eine Person, die als Besitzer von r-bank.ru auftritt, gab an, keine Pläne für eine Weitergabe dieser Domains zu haben, er für fünf Mio. Rubel (49.700 Euro) jedoch bereit sei, es zu überschreiben.
Internationale Kritik
Nach internationaler Kritik, die insbesondere mit der wichtigen Rolle der nicht sanktionierten Raiffeisenbank Russland bei internationalen Überweisungen aus und nach Russland zu tun hatte, hatte die Muttergesellschaft RBI im März 2023 bekannt gegeben, einen Verkauf oder eine Abspaltung ihres Russlandgeschäfts anzustreben. Konkrete Schritte einer Umsetzung, die jedenfalls die Zustimmung von Behörden in der EU und in Russland verlangen würde, sind jedoch nicht bekannt geworden, die für einen etwaigen Verkauf zuständige russische Regierungskommission wurde mit Stand von Anfang September nicht befasst. Laut öffentlichen Erklärungen wird derzeit in erster Linie eine Abspaltung angepeilt, die laut Aussagen von RBI-Chef Johann Strobl im Sommer frühestens Ende Dezember 2023 erfolgen könnte.