Den politischen Segen gibt es von ganz oben. Niemand geringerer als US-Präsident Joe Biden selbst wies die Wettbewerbsaufsicht Federal Trade Commission (FTC) an, marktdominierende Unternehmen an die Kandare zu nehmen. Diese nimmt den Präsidenten beim Wort und klagt an. Im Juni etwa nahm sich die FTC Amazons Prime-Abo vor und warf dem Konzern vor, mittels manipulativer Benutzeroberfläche "wissentlich Millionen von Verbrauchern getäuscht zu haben". Noch im September soll jetzt gar eine deutlich umfassendere Klage gegen Amazon folgen. Die bis zur Zerschlagung des Konzerns führen könnte, wie Beobachtende nicht müde werden zu betonen.

Stets im Zentrum der heißen Debatten: Lina Khan. Seit Juni 2021 steht die Tochter pakistanischer Eltern an der FTC-Spitze. Als die damals 32-jährige Jungprofessorin überraschend zur neuen Behördenchefin bestellt wurde, reagierte die Techbranche entsetzt. Vor allem Amazon – Online-Versandhändler, Marktdominator und mit einer 1,5 Millionen Menschen starken Belegschaft ausgestattet. Auf Amazons Schockstarre folgte ein 25-seitiges Schreiben, das Khan Befangenheit attestiert. Wie es zu dem Befund kam?

Amazon "unterdrückt den Wettbewerb"

Nun, fürwahr machte Khan aus ihrer Meinung nie ein Geheimnis. Im Gegenteil. Als Jus-Studentin in Yale publizierte sie 2017 einen wissenschaftlichen Artikel über "Amazon's Antitrust Paradox". Zentraler Befund der fundierten Streitschrift: Amazon nützt seine Monopolstellung aus und "unterdrückt den Wettbewerb mit allen abhängigen Händlern". Zudem würde vorherrschendes Kartellrecht bei der Betrachtung der Tech-Riesen versagen.

Khans Faible für eine Aufspaltung der Konzerne ist gut dokumentiert, außergerichtliche Einigungen mit Angeklagten will sie vermeiden. Eine Form der Brechstange übrigens, die ihr von Kritikern gerne vorgehalten wird. Denn zuletzt musste die FTC auch Rückschläge hinnehmen. Gegen Microsoft und Meta setzte es juristische Niederlagen.