Windräder haben gemeinsam mit Photovoltaik-Anlagen dazu beigetragen, dass der Gaspreis-Schock 2022 nicht voll auf den Strompreis durchgeschlagen habe, erklärten Energieexperten am Donnerstag auf einer Pressekonferenz der IG Windkraft. Der preisdämpfende Effekt werde mit dem Erneuerbaren-Ausbau stärker. "In je mehr Stunden wir es schaffen, mit Erneuerbaren die Nachfrage zu decken, desto günstiger wird es", sagte die Strompreisexpertin der Energieagentur, Karina Knaus.
Gas und Kohle bestimmen Strompreis
Seit 2021 kämpft Europa mit einer Energiekrise und sauteurem Strom. Noch nie war der Strom so teuer wie in den letzten Jahren. Selbst in der Erdölkrise 1973 war der Energiepreisschock nicht so groß. Die Ursache für diesen extremen Preisanstieg ist eindeutig festzumachen: „Die Strompreise werden durch die Preise von Erdgas und Kohle bestimmt“, erklärt Harriet Fox von der britischen Denkfabrik Ember: „Zum Glück hat Europa bereits mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien begonnen, denn diese bewirken eine größere Versorgungssicherheit, eine saubere Erzeugung und Kosteneinsparungen.“ Gas- und Kohlekraftwerke würden dann nicht mehr den Strompreis bestimmen, wenn die Erneuerbaren stark genug ausgebaut sind, um die Nachfrage zu decken. Stundenweise sei dies an den Strombörsen schon heute der Fall.
2022 rund 160 Milliarden Euro Ersparnis
Laut Internationaler Energie Agentur sparten erneuerbare Energien Europa im Jahr 2022 rund 160 Milliarden Euro, da die explodierenden Preise für fossiles Gas zu einer weltweiten Energiekrise führten und die Einsparungen durch erneuerbare Energien so noch deutlicher wurden. „Die Kosten für erneuerbare Energien sind in den letzten zehn Jahren drastisch gesunken, und je mehr erneuerbare Energien in das System aufgenommen werden, desto mehr werden sie die teuren und schmutzigen fossilen Brennstoffe verdrängen“, bemerkt Fox.
Windenergie auch beim Umstieg auf Wärmepumpen
Gerade im Winter spielten Windräder eine Schlüsselrolle, um fossile Kraftwerke aus dem Markt zu drängen, denn Windkraftanlagen würden 60 Prozent der jährlichen Stromerzeugung im Winterhalbjahr liefern, sagte IG-Windkraft-Chef Stefan Moidl. Es sei leider noch nicht überall angekommen, welche Bedeutung die Windenergie auch mit Blick auf den Umstieg auf Wärmepumpen habe.
Bundesländer wie Tirol oder Kärnten, die in der Vergangenheit stark auf Wasserkraft gesetzt haben, müssten, so Moidl, im Winter ein Drittel oder ein Viertel des Strombedarfs importieren, "weil im Winter das Wasser meist im Schnee und Eis im Gebirge gebunden ist". Eine erneuerbare Stromproduktion im Winter reduziere somit eins zu eins die hohe Importabhängigkeit.
Noch immer starke Abhängigkeit von Gas
Dass Österreichs Strommix im Winterhalbjahr nach wie vor stark durch Gaskraftwerke geprägt ist, komme die Haushalte und Unternehmen auch teuer zu stehen, verwies Knaus darauf, dass Österreich und Deutschland seit Oktober 2018 getrennte Strompreiszonen sind. Seither gebe es im Winterhalbjahr eine relativ große Preisdifferenz zu Deutschland, die Mehrkosten Österreichs würden sich inzwischen auf über 3 Mrd. Euro belaufen. "Wir haben die Sonnen- und die Wasserkraft, aber im Winter sind wir da viel mehr noch auf fossile Energieträger, auf Gas, angewiesen. Das heißt, im Winter sind wir dann tendenziell teurer als Deutschland", so Knaus.
"Wir zahlen hier für die Versäumnisse in der Vergangenheit", meinte Moidl, der warnte: "Wenn wir den Umstieg nicht schaffen, würgt das die Wirtschaft ab". Der massive Ausbau der erneuerbaren Energieträger und deren effizienter Einsatz sei die wichtigste Komponente für die Wirtschaftsentwicklung in Europa in den nächsten Jahrzehnten.