Verbraucher in der Eurozone haben nach einer EZB-Umfrage ihre mittelfristigen Inflationserwartungen leicht angehoben. Im Mittel (Median) gingen sie im Juli davon aus, dass die Teuerungsrate in drei Jahren bei 2,4 Prozent liegen wird, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Dienstag in Frankfurt mitteilte. Im Juni hatten sie noch 2,3 Prozent erwartet.
Die EZB würde damit auch in drei Jahren noch ihr Inflationsziel von 2,0 Prozent verfehlen, das sie als ideal für die Wirtschaft der 20-Länder-Gemeinschaft anpeilt. Im August lag die Teuerungsrate in der Eurozone bei 5,3 Prozent. Ihre Erwartungen auf Zwölfmonatssicht behielten die Verbraucher in der Umfrage bei: Wie im Juni rechneten sie auch im Juli mit 3,4 Prozent.
Nächste Zinssitzung am 14. September
An der monatlichen Erhebung unter Verbrauchern nehmen jeweils rund 14.000 Konsumenten aus Belgien, Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien und den Niederlanden teil. Die Ergebnisse fließen in die geldpolitischen Überlegungen der Eurowächter ein. Die nächste Zinssitzung der EZB findet bereits in der kommenden Woche am 14. September in Frankfurt statt.
Aus der Juliumfrage geht zudem hervor, dass die Verbraucher hinsichtlich der Konjunkturentwicklung im Währungsraum noch pessimistischer geworden sind. Auf Zwölfmonatssicht wurde im Schnitt erwartet, dass die Wirtschaft im Währungsraum um 0,7 Prozent schrumpfen wird. In der Juniumfrage waren die Verbraucher noch von einem Minus von 0,6 Prozent ausgegangen. Ihre Erwartungen für die Arbeitslosenquote auf Zwölfmonatssicht lagen im Juli dagegen unverändert bei im Schnitt 11,0 Prozent.
Konjunktur eingetrübt
Die Konjunktur im Euroraum hat sich inzwischen deutlich eingetrübt. Das Barometer für das Geschäftsklima beispielsweise sank im August auf 93,3 Zähler von 94,5 Punkten im Juli. Die Zuversicht in der Industrie ließ nach und auch bei den Dienstleistern und im Einzelhandel ging es mit der Stimmung bergab. Die sich eintrübenden Konjunkturaussichten sind ein wichtiger Entscheidungsfaktor für die EZB-Zinssitzung kommende Woche. An den Finanzmärkten wird inzwischen darauf spekuliert, dass die Währungshüter eher die Füße still halten werden. Die Chancen für eine Zinsanhebung auf der Sitzung werden derzeit nur noch mit etwa 26 Prozent taxiert.
Die Maßnahmen der EZB
Auf ihrem letzten Zinstreffen vor der Sommerpause im Juli hatten die Eurowächter die Zinsen wie zuvor im Juni um einen Viertelprozentpunkt angehoben. Dies war bereits die neunte Erhöhung in Folge im Kampf gegen die hohe Inflation seit der Zinswende im Sommer 2022. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit aktuell bei 3,75 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit 23 Jahren. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können, beträgt mittlerweile 4,25 Prozent.