Die EZB muss laut ihrer Präsidentin Christine Lagarde angesichts der veränderten Weltwirtschaft scharf darauf achten, dass die Inflationserwartungen in der Spur bleiben. Auch wenn die Inflationsrate jetzt zurückgehe, werde eine wirksame Kommunikation noch nach dem derzeitigen Teuerungsschub von größter Bedeutung bleiben, sagte sie am Montag auf einem Seminar des European Economics & Financial Centre laut Redetext.
Die Arbeitsmärkte, die Energiemärkte und die Geopolitik veränderten sich stark, was zu größeren und häufigeren Preisschocks führen könne, führte sie aus. "Und in dieser Welt wird es für die Zentralbanken von entscheidender Bedeutung sein, die Inflationserwartungen fest zu verankern, während sich diese relativen Preisänderungen vollziehen." Zur kommenden Zinssitzung am 14. September äußerte sie sich nicht.
Sollten die Inflationserwartungen aus dem Ruder laufen, würde es für die Notenbank noch schwerer werden, die Inflation wieder zurück zu ihrer Zielmarke von zwei Prozent zu bewegen. Zuletzt lag die Teuerungsrate im Euro-Raum im August mit 5,3 Prozent noch mehr als doppelt so hoch.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit Sommer 2022 im Kampf gegen die Inflation inzwischen neunmal in Serie die Zinsen angehoben, zuletzt im Juli um einen viertel Prozentpunkt. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt inzwischen bei 3,75 Prozent - das höchste Niveau seit 23 Jahren.
Währungshüter hielten sich zuletzt für die September-Sitzung alle Türen offen. Unter ihnen hatte die Debatte an Fahrt gewonnen, ob angesichts der sich eintrübenden Konjunktur im Euro-Raum womöglich eine Zinspause angemessen sei.