Im burgenländischen Seewinkel werden bereits die ersten Trauben für Sturm gelesen, auch in Niederösterreich sind schon Kleinmengen von Trauben geerntet. In der Steiermark wird die Hauptlesezeit um den 25. September beginnen. Und bei den heimischen Winzerinnen und Winzern herrscht in Erwartung eines sehr guten Jahrgangs 2023 Hochstimmung.
Insgesamt wird mit einem leichten Rückgang der Gesamterntemenge in Österreich auf 2,3 Millionen Hektoliter gerechnet, weil einzelne Rebsorten keine 100-prozentige Blüte erreicht haben. Im Vorjahr betrug die Ernte 2,5 Millionen Hektoliter. Die Unwetterereignisse, so verheerend sie für einzelne Betriebe gewesen sind, werden sich auf die Ernte insgesamt kaum auswirken, wie der österreichische Weinbaupräsident, Johannes Schmuckenschlager, betont.
Genügend Niederschlag
Der steirische Weinbaupräsident Stefan Potzinger sagt in Analogie zur gesamtösterreichischen Situation: "Meine Prognose ist durchaus positiv. Die Unwetter, die wir in der Steiermark hatten, haben auch entsprechenden Niederschlag gebracht. Die Reben konnten gut wachsen und hatten in den vergangenen drei Wochen auch genügend Wärme. Und dieses Wetter setzt sich fort." Die Beeren würden tolle Reifefortschritte zeigen. Durch den vielen Niederschlag sei mit einem sehr mineralischen, frischen Jahrgang zu rechnen.
Hagel ohne Auswirkung auf Gesamtergebnis
Potzinger geht für heuer von einer "mittleren bis kleineren, hochqualitativen Weinernte" in der Steiermark aus. Dass hierzulande beinah jedes Jahr ein paar 100 Hektar Rebfläche durch Hagel geschädigt werden, gehört, wie der Experte betont, bei aller Tragik für die betroffenen Betriebe zu einem Top-Weißweingebiet dazu. "Für die Gesamternte der Steiermark wird das nicht die große Variable sein." Potzinger meint: "Es gibt für Weinbauern ohnehin kein einfaches Jahr. Um Topweine zu machen, muss man sich immer anstrengen – und im Wettbewerb geht es um Qualität, nicht um Menge."
Ernteausfälle in Italien, Spanien, Frankreich
Die Preise für österreichischen Wein werden nach Einschätzung Schmuckenschlagers "nicht exorbitant" steigen. "In der Steiermark sind wir mit dem Thema immer sehr sensibel umgegangen", ergänzt Potzinger. Das Konsumverhalten ist laut österreichischem Weinbauverband eher zurückhaltend. Durchaus erhebliche Ernteausfälle in Nord- und Süditalien sowie in Spanien und Frankreich, auf die Schmuckenschlager verweist, könnten der heimischen Weinwirtschaft in die Hände spielen. Ergebnisse der neuen Umfrage des Weinverbandes geben Weinbauern ebenfalls Rückenwind: Für 69 Prozent der Befragten ist das "Kulturgut Wein" wichtig für die österreichische Identität.