Knapp 2050 Aussteller aus fast 50 Ländern präsentieren derzeit – unter dem Funkturm in Berlin – auf der Technikmesse IFA den insgesamt 180.000 erwarteten Besucherinnen und Besucher ihre neuesten Innovationen. Die IFA gilt – nicht nur kalendarisch – als erster großer Gradmesser für den beginnenden "Technik-Herbst". In dieser Jahreszeit werden mit Blick auf die kaufstarke Weihnachtssaison traditionell besonders viele neue Hightech-Produkte präsentiert. Der Bogen spannt sich dabei mittlerweile von Smartphones, Datenuhren oder Videospielen bis in die weite Welt der Weißware.
Bei der IFA etwa stehen seit jeher Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte im Fokus. Und in diesen Segmenten wiederum vernetzte und smarte Anwendungen wie selbst lernende Zahnbürsten, neue Generationen faltbarer Smartphones, Fitnessuhren, TV-Geräte und TV-Zubehör wie die Micro-OLED-Brille "TCL Nxtwear S", die ein 130-Zoll-Display direkt vor die Augen projiziert, oder personalisierbare und barrierefreie Spiele-Controller.
Kamera im Backrohr, Dampf im Kleiderschrank
Im Haushaltsbereich kann zurzeit beispielsweise Miele mit seinem "Aerium"-Wäschepflege-Schrank die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Damit, so verspricht es der Konzern, lassen sich "verschiedenste Arten von Textilien schonend auffrischen oder trocknen". Dafür sorgen u. a. Spezialbügel und ausklappbare Luft- und Dampfauslässe.
Was die IFA ebenfalls verdeutlicht: Das ohnehin omnipräsente Thema künstliche Intelligenz steht nun auch bei Haushaltsgeräten auf dem technologischen Speiseplan, die KI soll die Küchen dieser Welt erobern. Auch hier gilt freilich: Ob all die stakkatoartig vorgestellten KI-Anwendungen tatsächlich ihren kommerziellen Siegeszug antreten werden, wird sich erst weisen müssen.
Besonders ambitioniert zeigt sich jedenfalls Siemens mit dem "iQ700 Backofen". Dieser setzt auf eine automatische Gerichte-Erkennung und hat zudem im Inneren des Backofens eine Hightech-Kamera eingebaut. Dadurch erkennt das Gerät die Speisen von selbst und kann automatisiert optimale Zubereitungsmethoden (Temperatur oder Garzeit) einstellen. Siemens feiert das Gerät als den "Backofen, der mitdenkt". Auch Miele hat mit "Smart Food ID" ein Backrohr mit integrierter Kammer sowie automatischer, KI-basierter Lebensmittelerkennung im Programm, "Speisen einfach in den Backofen – er erledigt den Rest", lautet hier der Werbespruch.
Der koreanische Elektronikriese Samsung erweitert sein KI-Sortiment im Haushaltsbereich ebenfalls. Mit "Samsung Food" wurde eine Ernährungs- und Rezepteplattform mit mehr als 160.000 Rezepten vorgestellt, die auch als persönlicher Assistent fungieren soll. Die dahinterliegende App kann nicht nur am Smartphone, sondern auch am Kühlschrank installiert werden.
Stichwort Kühlschrank: Samsung bringt außerdem den "Smart-Things AI Energy Mode" an den Start. Hierbei analysiert die KI das Nutzungsverhalten am Kühlschrank, also etwa wann und wie lange die Kühlschranktüre geöffnet wird, und passt so den Kühlkompressor entsprechend an. Unterm Strich soll dank KI bis zu 15 Prozent an Energieersparnis möglich sein.
Mit neuen Smartphones in einer neuen Wirklichkeit
Am 12. September blickt wiederum die "Smartphone-Welt" nach Cupertino. Dann stellt Apple ab 19 Uhr die neue iPhone-15-Reihe vor. In einer für die Branche herausfordernden Zeit. Erst jüngst ließ der Marktanalyst IDC aufhorchen. Er rechnet, dass die Smartphone-Verkäufe heuer auf den niedrigsten Stand des Jahrzehnts zurückgehen werden. Verantwortlich dafür zeichnen die hohe Inflation und verlangsamte Erneuerungszyklen.
Apple konnte der Branchentrend indes bis dato wenig anhaben, im Gegenteil. Laut IDC steuert der Konzern auf ein Allzeithoch beim Marktanteil zu. Beim iPhone 15 wird Apple deswegen der Modellstrategie wohl treu bleiben und vier neue iPhone-Varianten präsentieren. Äußerlich werden sich die Modelle in einem Detail deutlich von den Vorgängern unterscheiden. Apple wird erstmals flächendeckend einen USB-C-Anschluss verbauen. Damit beugt sich der US-Konzern jener EU-Regulierung, die für eine einheitliche Lösung unter allen Anbietern sorgen soll. Offen ist noch, ob man höchste Ladegeschwindigkeiten und Datenübertragungsraten schlussendlich nicht doch nur mit expliziten Apple-Kabeln bekommen wird.
Fantasiewelt bringt reale Rekorde
Dynamisch dürfte der Herbst für die Blockbuster der Gaming-Industrie verlaufen. So ist es ein Raketenstart, den das Videospiel Baldur’s Gate 3 seit dem offiziellen Start Anfang August hinlegte. 875.343 Spielerinnen und Spieler fanden sich zeitweise via Stream zugleich in Baldurs Welten wieder. Ein Wert, der das vielseitige Fantasy-Rollenspiel sofort in die Allzeit-Top-10 der globalen Bestenliste hievte. Dabei ist es wohl nur der Anfang des Hypes, der sich auch darin manifestiert, dass das deutsche Branchenmagazin GameStar die höchste Wertung seiner Geschichte überlegt. Am Mittwoch erfolgt jedenfalls der Start auf Sonys Playstation und Apples macOS, noch in diesem Jahr soll Baldur’s Gate 3 auch auf Microsofts Xbox wandern.
Für die globale Spieleindustrie ist das Spiel aus dem Hause Larian nur ein weiterer Baustein auf dem Wachstumskurs. Der Aufschwung aus Coronazeiten flaute kaum ab, die Umsatzprognosen kennen nur eine Richtung: weit nach oben. "Bis 2027 wird mit einer durchschnittlichen Steigerung von 8,4 Prozent pro Jahr gerechnet", erklärte etwa Analyst Christian Henke dem "Handelsblatt". Ein Fokus in der Branche gilt einer anstehenden, gigantischen Fusion: Microsoft will für 69 Milliarden US-Dollar Activision Blizzard übernehmen, Entwickler von Spieleklassikern wie Call of Duty oder Candy Crush.