Der robuste Arbeitsmarkt in der Eurozone und ein kräftiges Lohnwachstum erschweren nach Einschätzung von Kroatiens Notenbank-Chef Boris Vujcic die Eindämmung der Inflation. "Der Lohndruck ist nach wie vor vorhanden, und die jüngsten Daten weisen nicht darauf hin, dass er nennenswert nachlässt", sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) am Freitag in einem Interview auf dem Reuters Global Markets Forum.

Die Eindämmung der Inflation werde dadurch auf der letzten Wegstrecke erschwert. "Solange das so ist, befürchte ich, dass die letzte Meile sehr schwierig sein wird", merkte er an.

Vujcic zufolge könnte ein Wirtschaftswachstum, das sich schwächer als vorhergesagt entwickelt, zwar die Inflation schneller sinken lassen. Doch ein schnelles Lohnwachstum sorge weiterhin für ein Aufwärtsrisiko bei den Preisen.

Zinspause? Noch keine Festlegung

Kroatiens Notenbank-Chef äußerte sich nicht dazu, ob er auf der kommenden Zinssitzung der EZB am 14. September eine Zinserhöhung oder eine Zinspause befürworten wird. Er führte aber aus, dass noch Monate vergehen könnten, bis die EZB zu dem Schluss käme, dass die Zinssätze ihren Höchststand erreicht hätten.

Bis zum nächsten Frühjahr werde es möglicherweise noch dauern, bis die EZB sicher sein könne, dass die Inflation wieder zur Notenbank-Zielmarke von zwei Prozent zurückkehren werde. Im August lag die Teuerung im Euroraum mit 5,3 Prozent noch mehr als doppelt so hoch.