Was können Firmen tun, um sich als Dienstgeber attraktiv zu machen? "Es kommt darauf an, die Bewerber auf die richtige Art anzusprechen", sagt Ursula Vennemann von der LebensGroß GmbH. Die frühere Lebenshilfe-Gruppe hat doppelt so viele Bewerbungen wie Mitarbeiter. Vom "Pflegenotstand" spürt man dort also wenig.
Dass junge Berufseinsteiger heute vermehrt nach dem Sinn und Zweck ihrer Tätigkeit fragen und nicht primär (nur) nach der Bezahlung, darüber waren sich die Teilnehmer am dritten Wirtschaftstalk der Kleinen Zeitung gestern in Graz einig. "90 Prozent der Jungen sind leistungsbereit, sie wollen sich etwas aufbauen", meint der Unternehmer und Investor Martin Bartenstein. Rotkreuz-Chef Andreas Jaklitsch sieht auch viel Motivation bei Ehrenamtlichen.
Karl-Heinz Dernoscheg (Wirtschaftskammer) warnt indes davor, die Zukunftsaussichten schlechtzureden: Man habe es nicht mit einer "Lost Generation" zu tun, sondern mit der "Best Generation" – dieses Credo müsse forciert werden.
Von wachsenden Rekrutierungsproblemen berichten etwa Leobens Bürgermeister Kurt Wallner und Holding-Graz-Vorstandschef Wolfgang Malik. Man könne eben nicht so hohe Gehälter zahlen wie die Industrie. Vor allem in Lehrberufen fehle Nachwuchs. In der Holding erprobt man erfolgreich ein "Empfehlungsmodell", wo Bedienstete im Freundeskreis Kollegen anwerben.
Bernd Stockinger (Citycom) angelt in Slowenien, Kroatien und auch Afghanistan nach motivierten Technikern. Dazu passte die Mahnung von Agenturchefin Alexandra Pichler-Jessenko: Man müsse eine bessere Willkommenskultur etablieren, sonst gerate der internationale Zuzug von Qualifizierten in Gefahr. Auch Kinderbetreuung sei entscheidend.