Corona-Nachwehen, hohe Inflation und steigende Zinsen und die damit einhergehende schwache Nachfrage der Konsumenten machen dem heimischen Einzelhandel schwer zu schaffen. Im ersten Halbjahr 2023 büßte die Branche real um 3,8 Prozent zum Vorjahr ein, einzig im Spielwaren- und Bekleidungshandel erzielten die Unternehmen im Schnitt ein reales Plus, gab die Wirtschaftskammer bekannt. Zudem wird der Einzelhandel gerade von einer Insolvenzwelle erfasst.
Viele Pleiten
Namhafte Händler wie Kika/Leiner, Forstinger, Gerry Weber Österreich, Reno oder die Sport-2000-Genossenschaft Zentrasport mussten heuer bereits Insolvenz anmelden. Andere Ketten wie Salamander oder Delka stehen vor dem Aus. Die Folgen der angespannten Konjunktur seien hohe und steigende Insolvenzzahlen, eine deutlich ansteigende Anzahl von Schließungen und eine rückläufige Anzahl der Gründungen im Handel und Einzelhandel, räumte Handelsobmann Rainer Trefelik ein.
Viele Verlierer, kaum Gewinner
Nominell legten die Umsätze im Einzelhandel im ersten Halbjahr zwar um 4,4 Prozent zu, real konnte die Branche aber neun Monate in Folge kein Konjunkturwachstum erzielen, zeigen Berechnungen des Instituts für Österreichs Wirtschaft (iföw). Reale Zuwächse erzielten im Halbjahr nur der Spielwarenhandel (+9,2 Prozent) und der Bekleidungshandel (+2,9 Prozent), alle übrigen Branchen waren zum Teil stark im Minus.
Besonders drastisch: Möbelhandel
Besonders drastisch war der reale Umsatzrückgang mit mehr als einem Viertel im Möbelhandel. Aber auch Elektrohandelsgeschäfte (-9,9 Prozent), Buchhändler (-9,5 Prozent) und der Online-Handel (-6,1 Prozent) waren in den ersten sechs Monaten real im Minus. Die Aussichten für das Gesamtjahr 2023 seien trüb und es werde kein reales Umsatzwachstum gesehen, hieß es von den Handelsvertretern. Auch im EU-Vergleich schneidet Österreich schlecht ab: Die reale Einzelhandelsentwicklung sei das sechste Halbjahr in Folge unter dem EU-27-Schnitt gelegen.
Weniger Beschäftigte
Die schwache Konjunktur macht sich auch am Arbeitsmarkt bemerkbar. Die Beschäftigungsentwicklung war im Halbjahr im Einzelhandel rückläufig (-0,8 Prozent). Nur der Spielwaren- und Bekleidungshandel hat Personal aufgestockt. Nach einem enormen Anstieg in den letzten Jahren war auch die Zahl der offenen Stellen wieder rückläufig, wenngleich der Handel immer noch mehr als 20.000 offene Stellen hat.
Trübe Aussichten
Laut Rainer Trefelik, Bundesspartenobmann für Handel, seien die Aussichten für das Gesamtjahr 2023 trüb. Es werde kein reales Umsatzwachstum gesehen, hieß es von den Handelsvertretern. Auch im EU-Vergleich schneidet Österreich schlecht ab: Die reale Einzelhandelsentwicklung sei das sechste Halbjahr in Folge unter dem EU-27-Schnitt gelegen. Die ganz große Herausforderung im Herbst sei, diese Kostenexplosionen in den Griff zu bekommen und die Inflation mit all den Folgeeffekten herunterzukriegen, so der Handel-Bundesspartenobmann.