Die Deutsche Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat sich gegen weitere Bahn-Streiks entschieden. 52,3 Prozent der EVG-Mitglieder hätten in der Urabstimmung die Schlichtungsvereinbarung im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn angenommen und damit neue unbefristete Arbeitskämpfe abgelehnt, teilte die EVG am Montag mit. Der EVG-Vorstand will sich noch am Nachmittag dazu vor der Presse äußern.
Im seit Februar schwelenden Tarifkonflikt hatte es mehrfach Warnstreiks gegeben. Ende Juli einigten sich beide Seiten dann in einem Schlichtungsverfahren. Die EVG hatte ihren rund 180.000 befragten Mitgliedern empfohlen, den Schlichterspruch anzunehmen, auch wenn die Vereinbarung "Licht und Schatten" habe und der Kompromiss schwerfalle.
Löhne sollen monatlich um 410 Euro steigen
Demnach sollen die Löhne bei der Deutschen Bahn - in zwei Schritten - monatlich um 410 Euro steigen. Zudem soll es im Oktober eine steuer- und abgabenfreie Inflationsprämie von 2850 Euro geben, bei einer Laufzeit des neuen Tarifvertrags von 25 Monaten. Das waren die Kernpunkte nach zehntägiger Schlichtung. Die Gewerkschaft hatte zwölf Prozent mehr Lohn gefordert, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr - bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die vorherigen Warnstreiks hatten den deutschen Staatskonzern mit 100 Mio. Euro belastet. Laut Bahn ist der Abschluss an der Grenze des Vertretbaren.
Ganz vom Tisch sind Bahn-Streiks für Reisende in Deutschland allerdings nicht. Denn während der Tarifkonflikt mit der EVG nun beendet ist, steht der mit der kleineren Lokführergewerkschaft GdL noch bevor. Hier gilt die Friedenspflicht zwar noch bis Ende Oktober. Die GdL um ihren Chef Claus Weselsky hat sich in der Vergangenheit aber wiederholt scharfe Tarifauseinandersetzungen mit der Deutschen Bahn geliefert und den Verkehr auf der Schiene mehrfach lahmgelegt.