Nach den gestern angekündigten Erleichterungen für Kreditnehmende spricht sich die Bankensparte der Wirtschaftskammer (WKO) für eine höhere Pönale bei Sonderrückzahlungen von Krediten aus. Bei fix verzinsten Wohnbaukrediten dürfen pro Jahr 10.000 Euro ohne zusätzliche Kosten zurückgezahlt werden. Fällt der Betrag höher aus, ist eine Pönale in Höhe von maximal ein Prozent des vorzeitig zurückgezahlten Betrags vorgesehen. Aus Sicht der Banken ist das nicht ausreichend.

"Nicht kostendeckend"

"Dieses eine Prozent deckt nicht die Kosten, die den Banken aus dieser frühzeitigen Rückzahlung entstehen", sagte Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung der WKO, am Donnerstag im "Ö 1 Mittagsjournal". In Deutschland würden die tatsächlichen Kosten für die Bank bereits vergütet. Das sehe er als richtig an, denn "hier entstehen Kosten, die müssen auch der Bank vergütet werden".

Noch mehr variable Kredite?

Für Christoph Kirchmair, Gründer des Kreditberatungsunternehmens Infina, wäre eine solche Maßnahme "kontraproduktiv": "Wir haben ja auch schon einen sehr flexiblen Kreditmarkt im Gegensatz zu Deutschland. Dort gelten höhere Pönalen. Aber wir kommen aus einer sehr vielfältigen Welt an Produkten. Und würde man diese Höchstgrenzen jetzt anheben, dann hätten die Verbraucher eine eingeschränkte Flexibilität und das wäre ein großer Nachteil für die Kundinnen und Kunden in Österreich", sagte er zum ORF-Radio. Außerdem würden dadurch noch mehr Menschen zu variablen Krediten greifen, gab Kirchmair zu bedenken. Bei variablen Wohnbaukrediten wird in der Regel keine Pönale bei vorzeitiger Tilgung fällig.

Hilfstopf

Wie der Obmann der WKO-Bankensparte und Erste-Group-Chef Willibald Cernko gestern ankündigte, beraten die Banken derzeit über einen Hilfstopf für Kreditnehmende, die wegen der steigenden Zinsen in Schieflage geraten sind. Details wolle man im Herbst verkünden, so Cernko, der aber durchklingen ließ, dass man dafür auch Bedingungen habe. Man verstehe diese Initiative im Rahmen einer Gesamtpaketlösung, wo man die KIM-Verordnung und Regelungen für Vorfälligkeitsentschädigungen mitberücksichtigen müsse, sagte er.

Kritisch sieht das gestern angekündigte Paket, das unter anderem einen Verzicht der Banken auf Mahnspesen und Verzugsgebühren beinhaltet, die Arbeiterkammer (AK). Sie vermisst konkrete Maßnahmen gegen die hohen Zinsen. "Es wurde beispielsweise nicht vorgeschlagen, dass man kostenlos den Vertrag ändert, wo man beispielsweise die Laufzeit verlängert und damit geringere Kreditraten hat", so Gabriele Zgubic, Leiterin der AK-Konsumentenpolitik, Donnerstagfrüh im ORF-Radio. Auch seien keine Vertragsänderungen, etwa in einen attraktiven Fixzinskredit, in Aussicht gestellt worden.