Die deutsche Wirtschaft hat ihre Talfahrt im August beschleunigt und steuert offenbar auf eine Rezession zu. Der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft - also Industrie und Dienstleister - sackte gegenüber dem Vormonat von 48,5 auf 44,7 Zähler ab, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Mittwoch zu seiner monatlichen Umfrage unter etwa 800 Unternehmen mitteilte. Es war der vierte Rückgang in Folge. Zugleich wurde der niedrigste Wert seit Mai 2020 erreicht.

Befragte Ökonomen hatten lediglich einen Rückgang auf 48,3 Punkte erwartet. Mit dem starken Rückgang im August ist die Wachstumsschwelle von 50 Zählern nunmehr deutlich entfernt.

Beschleunigter Rückgang der Industrieproduktion

Ausschlaggebend für die rasante Talfahrt waren der beschleunigte Rückgang der Industrieproduktion und neue Geschäftseinbußen im Dienstleistungssektor. Das Barometer der Service-Branche sank unter die Wachstumsschwelle - und zwar von 52,3 Punkten im Juli auf 47,3 Zähler im August.

"Die Hoffnung, dass die Dienstleister die deutsche Wirtschaft retten könnten, hat sich in Luft aufgelöst. Stattdessen ist der Servicesektor dabei, sich der Rezession im verarbeitenden Gewerbe anzuschließen, die im zweiten Quartal begonnen zu haben scheint", sagte Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank (HCOB), die die Umfrage sponsert.

Die deutsche Konjunktur tritt nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank allerdings im Sommer auf der Stelle. Ende 2022 und Anfang 2023 war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) jeweils geschrumpft und hatte im Frühjahr nur stagniert. Wegen kräftiger Lohnsteigerungen bei zugleich rückläufigen Inflationsraten dürfte sich die Erholung des privaten Konsums aus Sicht der Bundesbank allerdings fortsetzen. Dies gebe auch den Dienstleistern einen Schub.

Schwächelnde Dienstleister auch in der Euro-Zone

Die schwächelnde Dienstleister bremsen auch die Wirtschaft in der gesamten Eurozone zunehmend. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft - Industrie und Servicesektor zusammen - sank im August überraschend deutlich um 1,6 auf 47,0 Punkte. Das ist der tiefste Stand seit November 2020. Das an den Finanzmärkten stark beachtete Barometer entfernte sich damit noch weiter von der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Ökonomen hatten nur mit einem leichten Rückgang auf 48,5 Punkte gerechnet.

"Es mehren sich Anzeichen dafür, dass der Servicesektor in der Eurozone mit der schwachen Leistung des verarbeitenden Gewerbes gleichzieht", sagte Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank (HCOB), die die Umfrage sponsert. Die gesamte Wirtschaft im Währungsraum dürfte deshalb im laufenden dritten Sommer-Quartal um 0,2 Prozent schrumpfen.

Das Barometer für den Servicesektor sank um 2,6 auf 48,3 Punkte. Noch schlechter läuft es in der Industrie. Hier stieg das Barometer zwar leicht um 1,0 auf 43,7 Zähler, liegt damit aber immer noch deutlich im Bereich unter der Marke von 50 Punkten, der eine Schrumpfung signalisiert.