Die Projektbesprechung in Frankfurt, der Kongress in Madrid, der Abstecher nach New York: Wer viel auf Reisen ist, verursacht in der Regel eine große Menge an Treibhausgasen. So lasten Dienstreisen meist schwer auf den CO₂-Bilanzen von Unternehmen – wie schwer allerdings genau, ist in vielen Betrieben und Organisationen gar nicht bekannt. "Das liegt auch daran, dass die Emissionen aus der Mobilität sehr schwer bilanzierbar sind. Dabei sind sie für den Treibhausgasausstoß ein extrem wichtiger Faktor", sagt Gottfried Kirchengast, Klimaforscher am Wegener Center der Karl-Franzens-Universität Graz.

Die Universität möchte den allgemeinen Blick für die Klimafolgen des Reisens schärfen und stellt dafür ab sofort kostenlos einen detaillierten Treibhausgas-Rechner zur Verfügung: den Carbon Tracer. Das Online-Tool ist von der Uni unter der Fachexpertise der Klimaforscher des Wegener Center für die Dienstreisen im eigenen Haus entwickelt worden und wird nun Unternehmen, Organisationen wie auch Privatpersonen zugänglich gemacht. "Es geht dabei nicht darum, jemandem das Reisen zu verbieten, sondern um ein Bewusstmachen", sagt Rektor Peter Riedler. So habe sich die Universität selbst das Ziel gesetzt, die Emissionen aus der eigenen Mobilität bis 2030 um 44 Prozent zu reduzieren.

Nutzbar für Firmen und Private

Die Nachfrage aus anderen Organisationen und Betrieben nach der Berechnungslösung aus Graz sei sehr stark gewesen, sagt Kurt-Martin Lugger – als Personalleiter der Uni Graz für rund 4800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich. Der Carbon Tracer lässt sich in vorhandene digitale Anwendungen und Softwaresysteme wie SAP oder Excel integrieren, gestattet unter anderem Vorabberechnungen für geplante Reisen und nachträgliche CO₂-Bilanzen. Zusätzlich hat die Uni Graz auf der Seite carbontracer.uni-graz.at Webanwendungen freigeschaltet, über die man konkrete Reiserouten berechnen oder auch unterschiedliche Verkehrsmittel in Vergleich setzen kann. Die Ergebnisse werden grafisch ausgewertet.

Das Besondere ist die akkurate Berechnungsmethode dahinter, die nicht nur simpel zwischen Bus, Bahn, Auto und Flugzeug unterscheidet. "Bei Bahnreisen etwa werden auch die Elektrifizierungsgrade und Stromversorgungen in den Staaten berücksichtigt", erläutert Julia Danzer aus dem Projektteam am Wegener Center. Bei Flügen fließt unter anderem auch die Flughöhen ein. "Da geht es um den Einfluss des verstärkten Strahlungsantriebs in der Atmosphäre", sagt Danzer. Die Hintergrunddaten sollen auf Basis der aktuellsten Literatur stets auf dem neuesten Stand gehalten werden.

Zug ist am saubersten

Und wie viel Treibhausgas verursacht nun die eingangs erwähnte Reise von Graz nach Frankfurt? Für den Zug (Sitzplatz) wirft der Carbon Tracer 19,5 Kilogramm CO₂-Äquivalent aus. Allein mit dem Auto (Verbrenner) fallen 185,5 Kilogramm an, per Flugzeug (Economyklasse) 323,8 Kilogramm.