Sie beteiligen sich vorrangig an Banken – nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Investitionen aus?
KLAUS UMEK: Wir sind ein Long-Short-Investmentfonds, das heißt, wir analysieren sehr viel. Aktien, die uns gut gefallen, kaufen wir. Wenn uns etwas nicht mehr gefällt, machen wir einen Leerverkauf, weil wir glauben, dass die Aktien in den kommenden sechs bis zwölf Monaten an Wert verlieren werden. Wir haben in der Tat einen Schwerpunkt auf Banken, sind selbst auch wie eine Bank organisiert.
Warum ausgerechnet der Fokus auf Banken?
Die Assetklasse der Banken leidet weiter unter der Finanzkrise 2008. Aber wir widmen nur rund 20 Prozent unserer Zeit Banken. Wir sind historisch sehr stark bei allem engagiert, was Rendite bringt – und wir sind ein ESG-Fonds, der auf Umweltthemen, Soziales und Governance, also verantwortungsvolle Unternehmensführung, setzt. Daher sehen Sie uns aus Klimaschutzgründen auch wenig bis gar nicht bei Unternehmen wie der Voest oder OMV. In Waffenproduzenten zum Beispiel veranlagen wir gar nicht, da gibt es klare Ausschlusskriterien.
Sie sind mit 2,8 Prozent bei der BKS Bank eingestiegen – was gab dafür den Ausschlag?
Die BKS Bank ist extrem unterbewertet und sehr günstig.
Sie haben dem Management angeboten, sich jetzt aktiv einzubringen. Wie darf man sich das vorstellen?
Es gilt einmal die Diplomatie zu akzeptieren. Wir haben nach einer kleinen Sommerpause eine Anfrage gestellt, es wird relativ bald ein Treffen mit Generaldirektorin Herta Stockbauer geben, um zu besprechen, wie sie das alles sieht. Wir werden uns in den ganzen 3-Banken-Themenbereich einarbeiten. Es fängt ja damit an, dass der Kurs der BKS-Aktie nur einmal am Tag festgesetzt wird – das stammt noch aus der Urzeit der Wiener Börse. Als Kind habe ich am Abend den Kurszettel gelesen. Die BKS ist aber kein kleines Pflänzchen ohne Relevanz, sondern eine superfunktionierende Institution. An manchen Stellen ist vielleicht das Licht noch nicht an. Das kann man schnell ändern, und dann wird die Aktie höchst attraktiv werden.
Der Dauer-Konflikt der großen Aktionäre, der 3-Banken-Gruppe und der UniCredit Bank Austria, zieht viel Aufmerksamkeit auf sich, auch seitens des BKS-Managements. Welche Rolle wollen Sie hier einnehmen?
Ich will Herta Stockbauer nicht über die Medien ausrichten, was sie zu tun hat. Ja, wir sind der Meinung, dass zivilrechtliche Streitereien nur Anwälte reich machen. Aber ich bin sehr wenig schreckhaft. Ich muss mich da einmal einlesen. Der Konflikt zwischen der BKS Bank und der Bank Austria reicht jedenfalls Jahrzehnte zurück – das Ganze klingt für mich schon nach einer lösbaren Aufgabe.
Das Syndikat der 3-Banken-Gruppe auf der einen und die UniCredit Bank Austria als Minderheitsaktionär auf der anderen stehen einander unversöhnlich gegenüber. Sie sind das Zünglein an der Waage?
Jetzt haben wir einmal die Anteile gekauft. Wir sind sicher daran interessiert, weitere Anteile zu kaufen. Ich habe nicht strikt vor, einen Prozentsatz von mindestens x zu bekommen – aber wenn man mir die Aktien weiterhin günstig anbietet, werden wir zuschlagen. Wenn die Aktien enorm teuer sind, dann sind wir sie auch wieder los. Es geht uns schon darum, dass die Investoren mit unseren Fonds mehr Geld verdienen als anderswo.
Was erwarten Sie sich vom BKS-Management?
Natürlich hätten wir gerne, dass die Bank ihre Qualitäten bei Industriekunden in Kärnten und der Steiermark noch besser ausspielt. Ich bin aber kein Raubritter, der seinen Tribut verlangt. Vielleicht schafft man es durch Gespräche zwischen Management und Anteilseignern, auf eine Eigenkapitalrendite von neun Prozent zu kommen und den heutigen Kurs zu verdreifachen. Dazu muss man sicher noch das eine oder andere optimieren.
Sie treten bei den Unternehmen, an denen Sie beteiligt sind, oft als Kritiker in Erscheinung – vielen sind Ihre Attacken gegen die Bawag in Erinnerung. Warum machen Sie das?
Weil wir der Überzeugung sind, dass man nicht passiv durchs Leben gehen sollte. Dass Meta oder Google an einem Tag drei- oder viermal so viel Wert gewinnen oder verlieren kann, wie die gesamte Wiener Börse wert ist, ist für mich immer ein Anreiz, es besser zu machen. Wir sind bei der Bawag überzeugt, dass das aktuelle Geschäftsgebaren nicht nachhaltig ist.
Und haben das auch laut hinausposaunt.
Wir können nicht einfach zusehen, wenn wir Missbrauch oder schlecht geführte Unternehmen sehen. In Unternehmen, die uns gut gefallen, wie dem Wiener Flughafen, melden wir uns gar nicht öffentlich zu Wort. Da sind wir in einem guten Austausch, wie Berater. Sicher 60 Prozent unserer Arbeit besteht darin, hinter den Kulissen aktiv zu sein.
Was hat Ihre Kritik konkret gebracht – Sie haben sich da ja weit aus dem Fenster gelehnt?
Das Management der Bawag übervorteilt die Kunden, bei schon beinahe obszönen Gehältern. Jetzt herrscht absolute Panik, weil wir deren Spiel zu Ende bringen wollen. Es geht den Managern dort darum, alles auszuzehren und dann weiterzuziehen – das darf es nicht mehr geben. Ich glaube, dass die Bawag ihr ganzes Geschäftsgebaren überarbeiten wird. Wenn sie es nicht schaffen, Ihre Kundenbeziehungen dramatisch zu verbessern und ein faires, nachhaltiges Geschäftsmodell zu etablieren, werden sie aufgelöst oder von einem Konkurrenten gekauft werden.