Die Wirtschaft in der Eurozone wird nach Ansicht von EZB-Chefökonom Philip Lane voraussichtlich in den nächsten Jahren auf Wachstumskurs bleiben.
Es sei unwahrscheinlich, dass es zu einer schweren und anhaltenden Rezession kommen werde, sagte Lane in einem am Freitag veröffentlichten Podcast der Europäischen Zentralbank (EZB).
Die aktuelle Geldpolitik bringe mit sich, dass die hohen Zinsen eine Verringerung der Nachfrage auslösten. "Aber wir denken nicht, dass es zu dieser Art von Sog führt, die zu einer tiefen Rezession führt", sagte der Chefvolkswirt.
Kein anhaltender Konjunkturabschwung
Ein tiefer und anhaltender Konjunkturabschwung, der sehr schädlich sei, sei nicht zu sehen. Es gebe viele Gründe der Ansicht zu sein, dass die europäische Wirtschaft in den nächsten Jahren wachsen werde.
Die Erholung von der Coronapandemie halte immer noch an, sagte Lane. "Wir sind weit unter dem Niveau der Wirtschaft, das wir erwartet hätten, wenn es die Pandemie nicht gegeben hätte."
Zudem seien die rückläufigen Energiepreise noch nicht vollständig in den Energierechnungen der Haushalte angekommen. "Aber mit der Zeit werden niedrigere Energierechnungen helfen." Zudem stiegen die Löhne. "Im Laufe der Zeit sollten die Haushalte in einer besseren finanziellen Lage sein."
Trotz Stagnation in Deutschland geht's bergauf
Die Eurozone war im zweiten Quartal nach einem schwachen Winterhalbjahr auf Wachstumskurs zurückgekehrt – trotz der Stagnation in ihrer größten Volkswirtschaft Deutschland.
Von April bis Juni legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,3 Prozent zu im Vergleich zum ersten Quartal. Bislang gehen die Volkswirte der EZB für das Gesamtjahr von einem BIP-Wachstum von 0,9 Prozent aus. Für 2024 wird ein Wachstum von 1,5 Prozent erwartet, für 2025 von 1,6 Prozent.
Die EZB habe mit ihrer Zinspolitik nicht vor, die Nachfrage tief in den negativen Bereich zu stoßen, sagte ihr Chefvolkswirt. "Sie muss nur langsamer wachsen als das Angebot." Die EZB hat im Kampf gegen den Preisschub in der 20-Länder-Gemeinschaft die Zinsen seit Sommer 2022 bereits neunmal in Folge angehoben – zuletzt Ende Juli um einen viertel Prozentpunkt.