Die Inflation wird in Österreich Raiffeisen-Ökonom Matthias Reith nicht mehr so schnell abschmelzen wie seit Jänner. Damals betrug die Teuerung 11,6 Prozent, laut Schnellschätzung der Statistik Austria waren es im Juli 7 Prozent.
"Dass die Inflation in den letzten Monaten so deutlich zurückgegangen ist, war maßgeblich von der Normalisierung der Energiepreise nach den wilden Ausschlägen des Vorjahres getrieben", so Reith in einer Analyse. Der Weg werde nun steiniger.
"Der größte Inflationsrückgang liegt bereits hinter uns, die größten Anstrengungen liegen hingegen noch vor uns", so der Ökonom am Freitag. Zunehmend dürften die Zinserhöhungen der vergangenen Monate ihre Wirkung entfalten und die Nachfrage und damit den Preisauftrieb dämpfen.
"Der Kampf gegen die Inflation gleicht also einem Marathonlauf und nicht einem Sprint: Die ersten Kilometer sind die leichtesten, die letzten hingegen die schwersten."
Inflationsrückgang erfolgte "automatisch"
Der bisherige Inflationsrückgang erfolgte praktisch "automatisch", so der Analyst der Raiffeisenbank International (RBI). Es handle sich nicht um ein Resultat der seit gut einem Jahr begonnenen Zinserhöhungen. Das zeige auch der Teuerungsdruck (Kerninflation), der mit 7,7 Prozent im Juli gegenüber Juni unverändert blieb.
Höhepunkt war der April mit 8,3 Prozent. Im Juli war Kernrate erstmals seit Anfang 2021 höher als die gesamte Inflation. "Abseits von Energie ist die Teuerung denn auch weiterhin beträchtlich, die Einkäufe des täglichen Bedarfs ("Mikrowarenkorb") verteuerten sich um 10,1 Prozent – so viel wie auch im Juni", schreibt Reith.
"Auch in den kommenden Monaten wird sich die Kernrate weitaus zäher erweisen und damit den allgemeinen Inflationsrückgang bremsen", so der Ökonom weiter. Das gelte nicht zuletzt, weil steigende Löhne in die Endverbraucherpreise einfließen würden.
Zum Jahresende: 5 Prozent Inflation
"Das gilt besonders für die arbeitsintensiven Dienstleistungen. Immerhin stehen Personalkosten beispielsweise in der Hotellerie und Gastronomie für ein Drittel des gesamten Produktionswertes, in der Industrie sind es hingegen nur gut 20 Prozent." Der Inflationsrückgang werde in den kommenden Monaten durch den Dienstleistungssektor gebremst werden.
"Der Trend sinkender Teuerungsraten wird sich dennoch fortsetzen, aber langsamer als in den letzten sechs Monaten. Denn die Zeit der 'anstrengungslosen' Inflationsrückgänge ist weitestgehend vorbei", analysiert Reith. "Wir erwarten zum Jahresende eine Inflation von 5 Prozent, Ende 2024 von 4 Prozent." Der Weg werde anstrengender als seit Jänner. "Im Jahresdurchschnitt 2023 rechnen wir mit einer Teuerung von 7,6 Prozent (2022: 8,6 Prozent), 2024 von 3,8 Prozent."