In den vergangenen Wochen hielten Nachrichten zur Konstitution der chinesischen Wirtschaft wenig Erbauliches bereit. Die Erholung wird nun von der Führung in Peking selbst als „holpriger und mühseliger Prozess mit Schwierigkeiten und Problemen“ eingestuft. Zuletzt hatte China eine Reihe enttäuschender Konjunkturdaten vorgelegt – von den Umsätzen im Einzelhandel über die Exportzahlen und die Jugendarbeitslosigkeit bis zur Industrieproduktion. All diese Zahlen lassen daran zweifeln, dass China sein für 2023 ohnehin niedrig angesetztes Wachstumsziel von fünf Prozent erreichen wird.
US-Präsident Joe Biden hatte China unlängst mit Blick auf die zunehmenden wirtschaftlichen Probleme als „tickende Zeitbombe“ bezeichnet. Die jüngste Entwicklung hat vor allem auch mit der Coronakrise zu tun. Im vergangenen Jahr hatten die strikten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie die Wirtschaft stark ausgebremst. Peking hob die Einschränkungen erst im Dezember wieder auf, der erhoffte Aufschwung blieb verhalten, was auch an einer schwachen Nachfrage in Europa und den USA liegt.
Gefahrenherd mit Ansteckungsgefahren
Einmal mehr erweist sich der gigantische chinesische Immobiliensektor als Gefahrenherd, der auch Ansteckungsgefahren für das Finanzsystem mit sich bringt. Die Branche steht für rund ein Viertel der Wirtschaft Chinas. Größtes Sorgenkind ist derzeit der Immobilienentwickler Country Garden, dem eine bedrohliche Schieflage droht und dessen Schuldentürme dunkle Schatten werfen. 3121 Projekte in ganz China hat Country Garden nach einem Bericht von Oxford Economics am Laufen. Fast eine Million Häuser warten auf ihre Fertigstellung, wie die japanische Investmentbank Nomura schätzt.
Die Lage birgt also nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch sozialen Sprengstoff. Die auf Immobilien in kleineren Städten spezialisierte Country Garden war Ende 2022 mit umgerechnet 176 Milliarden Euro verschuldet und hatte in der Vorwoche für das erste Halbjahr einen Verlust von fast sieben Milliarden Euro angekündigt. Fällige Dollar-Kuponzahlungen konnten zuletzt nicht geleistet werden, auch die Nachfrist von 30 Tagen konnte nicht verhindern, dass der Aktienkurs neuerlich kräftig abgestürzt ist.
Zwickmühle um Zinsen und Währungsschwäche
Eine Zwickmühle tut sich für China auch rund um die Landeswährung Yuan auf. Dieser gab seit Jahresbeginn gegenüber dem Dollar um sechs Prozent nach. Laut Insidern haben zuletzt große chinesische Staatsbanken eingegriffen – und Dollar-Bestände verkauft, um den Yuan zu stützen. Gleichzeitig musste die Zentralbank, um auf die Konjunkturschwäche zu reagieren, die Leitzinsen erst am Dienstag deutlich senken. Was wiederum den Druck auf die Landeswährung erhöhen dürfte.