Der deutsche Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz rechnet frühestens 2027 mit einer digitalen Version des Euro. "Stand heute wäre mit einem digitalen Euro für jedermann wohl erst in vier bis fünf Jahren zu rechnen", sagte er am Donnerstag auf einer Veranstaltung laut Redetext. Die Europäische Zentralbank (EZB) will im Herbst – voraussichtlich im Oktober – beschließen, ob sie mit dem Projekt in eine Vorbereitungsphase gehen will.
Balz ist im deutschen Bundesbank-Vorstand unter anderem für die Themen Bargeld, Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme zuständig. Er ist zudem Mitglied der Taskforce der EZB zum digitalen Euro.
Änderungen sind daher wahrscheinlich
"Der enge Dialog mit der Politik wird in den nächsten Monaten aus meiner Sicht noch wichtiger." Die EU-Kommission hatte Ende Juni ihren Gesetzesvorschlag für die Einführung eines digitalen Euro vorgelegt. Die EU-Staaten und das EU-Parlament müssen den Kommissionsvorschlägen noch zustimmen. Änderungen sind daher wahrscheinlich.
"Ich rechne aufgrund der Wichtigkeit und Komplexität des Verordnungsvorhabens mit einem Abschluss nicht vor Ende 2024", sagte Balz. Hinzu komme, dass das EU-Parlament im nächsten Jahr neu gewählt werde, was zu Verzögerungen führen könnte.
Euro auf ihrem Smartphone
"Unabhängig vom Legislativvorschlag sind auch beim digitalen Euro noch viele Abwägungen vorzunehmen." Fest stehe bereits, dass Nutzer den digitalen Euro auf ihrem Smartphone halten könnten. "Andere Zugangswege, wie zum Beispiel Karten, könnten später hinzukommen."
Für Menschen, die weniger digitalaffin seien, wäre dies Balz zufolge eine wertvolle Option. Die Nutzung der digitalen Währung solle möglichst einfach und unkompliziert sein. Zudem müsse es Schutzmechanismen geben, um etwaige Risiken für die Geldpolitik und die Finanzstabilität unter Kontrolle zu halten. "Eine Möglichkeit wären Haltelimits. Wie hoch genau sie sein werden, muss noch entschieden werden."
Haushaltseinkommen in der Eurozone
Ulrich Bindseil, EZB-Generaldirektor für Marktinfrastrukturen, hatte Anfang 2020 in einer viel beachteten Studie ein Limit von 3000 Euro ins Spiel gebracht. Dabei orientierte er sich am durchschnittlichen Haushaltseinkommen in der Eurozone. Es gibt aber auch Überlegungen, die andere Bemessungsgrundlagen heranziehen, wobei das Limit dann niedriger ausfallen könnte.