Im Zuge der globalen Konjunkturflaute sind Japans Exporte im Juli erstmals seit fast zweieinhalb Jahren geschrumpft. Die Ausfuhren sanken im Jahresvergleich um 0,3 Prozent, wie das japanische Finanzministerium am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem noch stärkeren Minus von 0,8 Prozent gerechnet. Im Vormonat waren die Ausfuhren noch um 1,5 Prozent gestiegen.

Auf der Ausfuhrwirtschaft lastete im Juli die schwächelnde Nachfrage nach Mineralölprodukten und Geräten zur Fertigung von Chips. Die Daten zeigen, dass der Exportmotor, der die Wirtschaft in Japan im zweiten Quartal antrieb, nicht mehr rund läuft. Für Sand im Getriebe sorgt insbesondere der wirtschaftliche Durchhänger von China – der wichtigste Absatzmarkt Japans.

Weniger Exporte nach China, mehr in die USA

Die Exporte in die Volksrepublik sanken im Juli im Jahresvergleich um 13,4 Prozent, was auf einen Rückgang der Lieferungen von Kraftfahrzeugen, Edelstahl und Chips zurückzuführen ist. Die Lieferungen in die USA stiegen im vergangenen Monat hingegen um 13,5 Prozent und erreichten damit einen Rekordwert. Exportschlager waren dabei Elektrofahrzeuge und Autoteile "Made in Japan".

Trübe Aussichten

Doch Analysten sehen trotz dieser gut laufenden Geschäfte mit den USA die japanischen Exportaussichten eher trübe: "China bleibt schwach und ich sehe keine weitere Beschleunigung der Nachfrage aus Europa und Amerika", sagte Takeshi Minami, Chefökonom beim Norinchukin Research Institute. Er geht davon aus, dass Japans Wirtschaft im laufenden dritten Quartal einen Abschwung erleiden könnte. Dank starker Auslandsnachfrage lief der Konjunkturmotor im Frühjahr noch rund: Von April bis Juni stieg das auf das Jahr hochgerechnete Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 6,0 Prozent und damit so stark wie zuletzt Ende 2020.

Weniger Kauflust

Doch der private Konsum, der mehr als die Hälfte der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt ausmacht, sank um 0,5 Prozent zum Vorquartal. Dies gilt als schlechtes Omen für die Konjunkturentwicklung, zumal steigende Preise in dem Land die Kaufkraft und damit auch die Kauflust der Verbraucher dämpfen. Hinzu kommen die unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft. Die Weltbank hat gewarnt, dass höhere Leitzinsen rund um den Globus und eine restriktivere Kreditvergabe das globale Wachstum im Jahr 2024 stärker beeinträchtigen werden.

Geldpolitik

"Die Bank of Japan muss sich der Abwärtsrisiken der Weltwirtschaft bewusst sein", sagte Ökonom Minami. Daher bleibe ihr keine andere Wahl, als vorerst jegliche Bemühungen zur Normalisierung der Geldpolitik zu unterlassen. Ein führender japanischer Währungshüter hat jüngst eine frühzeitige Abkehr von der ultra-lockeren Linie bereits ausgeschlossen. Die Währungshüter hatten zuvor ihren Kurs nachjustiert. Sie entschieden zwar, den umstrittenen Kurs der Zinskurven-Steuerung fortzuführen, die im Fachjargon als Yield-Curve-Control (YCC) bekannt ist. Doch soll dieses Instrument wesentlich flexibler genutzt werden.

"Ultralockere Linie" der Währungshüter

Kritiker werfen der Notenbank vor, mit der YCC die Marktliquidität auszuhöhlen und den unerwünschten Kursrückgang des Yen zu verstärken. Die BoJ begründet ihre lockere Linie mit der Absicht, die Wirtschaft zu stützen und die Inflation nachhaltig auf ein gewünschtes Niveau zu bringen. Die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank hatten bereits im vorigen Jahr eine Zinswende eingeleitet und haben den Preis des Geldes seither kräftig nach oben geschraubt, während Japans Notenbank eisern an der ultralockeren Linie festhält.