Die Erholung der Reisebranche nach der Aufhebung der weltweiten Pandemiebeschränkungen lassen die Kassen im Duty-free-Handel wieder klingeln. Die börsenotierte Dufry AG mit Sitz in Basel hat ihren Umsatz im ersten Halbjahr 2023 nahezu verdoppelt. Das Unternehmen, das 5500 Geschäfte an Flughäfen, auf Kreuzfahrtschiffen, in Seehäfen und an anderen touristischen Standorten in 75 Ländern weltweit betreibt, verzeichnete einen Umsatzsprung von 95 Prozent auf 5,7 Milliarden Schweizer Franken (6,5 Milliarden Dollar). Die Summe liegt um 27 Prozent über dem Niveau vor der Pandemie 2019.Auch ein großer Duty-free-Dienstleister kommt aus der Schweiz: Global Blue wickelt für mehr als 400.000 Duty-free-Geschäfte in 50 Ländern sowie deren Kunden die Steuererstattung bei zollfreien Einkäufen ab und verbuchte im Ende März 2023 abgelaufenen Geschäftsjahr einen Betriebsgewinn von 78 Millionen Euro. Global Blue ist an der New Yorker Börse notiert und wird dort mit 1 Milliarde Dollar (rund 915 Millionen Euro) bewertet. Weitere große Player sind die China Duty-free-Group, DFS und The Shilla Duty-free.
Glitzernder Luxus
Ein gutes Geschäft also für die großen Mitspieler in dieser konzentrierten Branche, die ihre Produkte – am beliebtesten sind Parfums, Tabakwaren und Alkohol – in der zollfreien Zone "zwischen" Staaten duty free, also abgabefrei, handeln darf. Der schnell wachsende Tourismusmarkt und die immer größere Zahl von Flughäfen bzw. Fluglinien weltweit beschleunigen das Wachstum. Die Branche profitiert davon, dass unterwegs die Geldbörse besonders locker sitzt und die Reisenden sich in der Duty-free-Zone in einer Art Raum-Zeit-Kapsel befinden.
Die Größe des weltweiten Duty-free-Einzelhandelsmarktes, der von asiatisch-pazifischen Raum dominiert wird, wird laut Fortune Business Insights auf 39 Milliarden US-Dollar (2022) geschätzt. Prognosen gehen davon aus, dass sie heuer auf 42,6 Milliarden zulegt, bis 2030 sogar auf 70,75 Milliarden. Die jährlichen Wachstumsraten werden auf 7 Prozent und mehr geschätzt.
Aber zahlt sich Shopping im Duty-free-Laden für die Konsumenten noch aus? Ob man tatsächlich ein Schnäppchen macht, hängt vom Produkt ab und auch davon, ob man sich innerhalb oder außerhalb der EU befindet. Innerhalb der EU ist eine Befreiung vom Zoll kaum noch ein Verkaufs- bzw. Kaufargument. Durch die Zollunion gibt es auf europäische Waren keinen Zoll mehr. Auch die Mehrwertsteuerbefreiung, die Duty-free-Shops sonst günstiger macht, ist Geschichte. Seit 1999 dürfen die Geschäfte innerhalb der Europäischen Union keine Produkte mehr ohne Steuern anbieten, was die Ersparnis für die Kunden weiter verringert. Einzelne Händler übernehmen die Steuerlast für die Reisenden, was die Mitbringsel wieder günstiger macht. Travel Value Shop nennen sich diese Geschäfte. Ausnahme bilden aufgrund der gesetzlichen Preisbindung Tabakwaren.
Preise, höher als im Einzelhandel?
Eine Studie von Skyscanner zeigt, dass Duty-free-Preise im Durchschnitt höher sind als im Einzelhandel. Süßigkeiten können laut der Studie in Duty-free-Shops bis zu 40 Prozent mehr kosten als üblich. Luxusartikel wie Uhren, Parfüm oder Schmuck können dagegen lohnenswert sein – vorausgesetzt, die Zollfreigrenze wird nicht überschritten.
Die Duty-free-Flächen auf den Flughäfen Graz, Salzburg und Wien werden von dem international tätigen Familienunternehmen Gebrüder Heinemann aus Hamburg betrieben, der mit einem Umsatz von weltweit 4,6 Milliarden Euro ebenfalls zu großen Unternehmen der Branche zählt. In Wien läuft der Vertrag bis 2030.