Die Schwächephase der österreichischen Wirtschaft hält weiterhin an, die Ökonomen der Bank Austria sehen unmittelbar auch keine Aussicht auf Belebung. Erst gegen Jahresende dürfte sich der erwartete spürbare Rückgang der Inflation positiv auf die Konjunkturdynamik auswirken. "Die Inflation wird sich in den nächsten Monaten weiter verringern, ab September mit höherem Tempo", heißt es am Mittwoch in einer Aussendung der Bank Austria.

Inflation sinkt auf rund 5,5 Prozent

Im zweiten Halbjahr 2023 dürfte die Inflation auf durchschnittlich rund 5,5 Prozent sinken und gegen Ende des Jahres unter der Fünf-Prozent-Marke liegen, wird erwartet. Für das Gesamtjahr 2023 wird eine durchschnittliche Teuerung von 7,6 Prozent gesehen.

Der Rückgang der Inflation werde zu deutlichen Reallohnzuwächsen führen. "Bereits in der zweiten Jahreshälfte wird die geringere Inflation zu Reallohnzuwächsen führen, denn dem Anstieg der Verbraucherpreise um 5,5 Prozent zum Vorjahr werden Lohnsteigerungen von über acht Prozent zum Vorjahr gegenüberstehen", sagte Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Der Abstand zwischen Lohn- und Preisanstieg dürfte sich 2024 sogar noch erhöhen, sodass sich die Reallohneinbußen durch die starken Preissteigerungen der Vorjahre dann weitgehend ausgeglichen haben werden.

Mit deutlichem Risiko nach unten

Die heimische Wirtschaft werde heuer vermutlich nur leicht um 0,7 Prozent wachsen, "wenn auch mit deutlichem Risiko nach unten", wie Pudschedl einräumte. Besonders schlecht ist es derzeit um den Bausektor bestellt, der immer mehr zum konjunkturellen Schlusslicht der österreichischen Wirtschaft werde. Inflation, verschärfte Kreditvergaberegelungen und steigende Zinsen setzen der Branche stark zu.

Der aktuelle Konjunkturindikator der Bank Austria lasse für die Sommermonate – wie schon im zweiten Quartal – einen leichten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) befürchten. "Ein scharfer Einbruch der österreichischen Wirtschaft dürfte jedoch ausbleiben", so Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. 2024 könnten die leicht verbesserten Rahmenbedingungen ein etwas stärkeres Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent ermöglichen.

Die Konjunkturflaute belastet auch den Arbeitsmarkt. Insbesondere am Bau habe infolge des starken Auftragsrückgangs seit dem Frühjahr die Anzahl der Arbeitslosen stark zugenommen, so die Ökonomen. Betrug die Arbeitslosenquote zum Jahreswechsel insgesamt 6,2 Prozent, so sei sie im Juli bereits bei 6,5 Prozent gelegen. Aufgrund der guten Entwicklung zu Jahresbeginn werde die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2023 mit voraussichtlich 6,4 Prozent aber nur geringfügig über dem Vorjahreswert von 6,3 Prozent liegen.

EU: Plus 0,3 Prozent zum Vorquartal

Die Wirtschaft in der Eurozone ist im Frühjahr erstmals seit Sommer 2022 wieder leicht gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von April bis Juni um 0,3 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte und damit eine Schnellschätzung von Ende Juli bestätigte. Die Währungsunion hatte zu Jahresbeginn stagniert, nachdem sie Ende 2022 sogar um 0,1 Prozent geschrumpft war.

In Deutschland lief es schlecht

In den einzelnen Ländern entwickelt sich die Konjunktur allerdings sehr unterschiedlich. In Deutschland etwa lief es vergleichsweise schlecht: Hier stagnierte das Bruttoinlandsprodukt nach zuvor zwei Minus-Quartalen in Folge lediglich, womit die Rezession geradeso beendet wurde. Die nach Deutschland zweitgrößte Euro-Volkswirtschaft Frankreich schaffte dagegen ein Wachstum von 0,5 Prozent, der Nummer vier Spanien gelangen plus 0,4 Prozent. Italien als drittgrößte Wirtschaftsnation der Währungsunion schrumpfte dagegen um 0,3 Prozent, Österreich sogar um 0,4 Prozent. Irland gelang mit 3,3 Prozent das kräftigste Wachstum.