Die Eröffnung vor zwei Jahren wurde als Startschuss für ein total innovatives Ultra-Nahversorger-Konzept inszeniert - mit Kärnten als Bühne. In vier Oberkärntner Gemeinden, wo Menschen bis dahin mehrere Kilometer zum nächsten Supermarkt fahren mussten, sperrte der Handelsriese Rewe im April 2021 begehbare, aber unbemannte Einkaufscontainer mit Namen Billa-Box auf. Billa-Vertriebsdirektor Kurt Aschbacher plante die "Ausrollung dieser Vertriebsinnovation, bei der jeder das Nötigste direkt im Ort bekommen kann, auf ganz Österreich". Das Echo auf die elf Quadratmeter kleinen Standplätze war - im Guten wie im Schlechten - derartig groß, dass Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti sich das offizielle Versprechen abrang, dass "Österreich nicht zugeboxt" werde.

Da waren's nur noch zwei

Von Zuboxen ist zwei Jahre später keine Rede. Die Box in Dellach im Drautal war bereits ein Jahr nach Eröffnung "auf einmal weg", sagt Bürgermeister Johannes Pirker. Mit Ende August wird nun auch die Billa Box in Baldramsdorf schließen. In dem Ort wird Gastronomin Martina Seebacher (sie betreibt das Café Piccolo in Spittal) einen Dorfladen unweit der Volksschule (im Gebäude, wo früher die Post war) eröffnen, weswegen sich der Gemeinderat für die Aufkündigung des Vertrages mit Rewe ausgesprochen hat. Auch die Kooperation mit dem Kärntner Start-up MyAcker ist längst ausgelaufen.

Rewe International-Vorstand Marcel Haraszti: "Wir führen diesen Test nicht weiter"
Rewe International-Vorstand Marcel Haraszti: "Wir führen diesen Test nicht weiter" © Rewe

Bleiben gerade mal zwei Boxen übrig: in Flattach, wo die Box einen guten Standort nahe der Raggaschlucht hat, und in Mörtschach. Der Testlauf gilt offiziell als beendet. "Wir führen ihn nicht weiter", sagt Haraszti, wiewohl Rewe den Versuchsballon mit den Mini-Geschäften auch international loslässt. In Bayern probiert es der Konzern mit "Josefs Nahkauf Boxen" - und muss sich mit der Sonntagsöffnung herumschlagen.

Sonntagsruhe auch für unbemannte Container

Die dürfte einer der Hauptgründe für den Boxen-Stopp hierzulande sein. Denn das Ladenöffnungszeitengesetz in Österreich trifft auch Shops ohne Verkäufer - und limitiert die Öffnungszeit auf 72 Stunden in der Woche. "An Sonntagen und Feiertagen sind Verkaufsstellen geschlossen zu halten", heißt es im Gesetz. Dazu kommt, dass Billa das Kassensystem in den Boxen vor einem Dreivierteljahr umgestellt hat. Seither kann nicht mehr bar, sondern nur noch mit Karte gezahlt werden - ein Hemmnis für die ältere und die ganz junge Kundschaft. Zum Eis holen schickt man die Kinder kaum mit der Bankomatkarte.

Innenleben einer Billa Box, in der man nur noch mit Karte zahlen kann
Innenleben einer Billa Box, in der man nur noch mit Karte zahlen kann © Billa/Assam

Dazu kommt die ohnehin hohe Supermarkt-Filialdichte in Österreich und der Umstand, dass Pendler größere Einkäufe mit dem Auto in der Bezirksstadt tätigen. Anzunehmen, dass die Boxen sich finanziell nicht lohnen. Schon gar in Zeiten, da Strom-, Betriebs- und Pachtkosten steigen.

Die Verflüchtigung des Formates passt in die Zeit nach Corona. Auch das Vertriebskonzept Verkaufsautomat flacht ab. „Auch Selbstbedienungshütten sind rückläufig. Es pendelt sich alles auf dem Niveau von vor Corona ein“, sagt Petra Pobaschnig, die Obfrau der Kärntner Direktvermarkter.