Chinas Verbraucherpreise und die Fabrikpreise waren im Juli
weiter zurückgegangen. Das Land rutschte damit in eine Deflation.
Viele Experten deuteten dies als Anzeichen für eine Abschwächung der chinesischen Konjunktur und ein langsameres Wirtschaftswachstum. US-Präsident Joe Biden hat China wegen seiner wirtschaftlichen Herausforderungen als "tickende Zeitbombe" bezeichnet.
Und die Hiobsbotschaften mehren sich. Der chinesische Immobilienkonzern Country Garden steckt in massiven finanziellen Schwierigkeiten. Wegen eines drohenden Zahlungsausfalls und enormer Schulden stürzte der Aktienkurs des Unternehmens an der Hongkonger Börse am Montag um mehr als 15 Prozent ab. Sollte der Konzern pleite gehen, hätte dies spürbare Folgen für Chinas Wirtschaft und darüber hinaus.
Unter den Top-500 weltweit
Country Garden ist eines der wichtigsten Bauunternehmen des Landes und beschäftigt zehntausende Menschen. Das "Forbes"-Magazin führt den Konzern unter den 500 größten Unternehmen weltweit. Country-Garden-Chefin Yang Huiyan war bis vor Kurzem die reichste Frau Asiens. Die Krise in Chinas Bausektor erfasst nun jedoch auch das lange Zeit als finanziell stabil geltende Unternehmen.
Vergangenen Montag konnte Country Garden zwei fällige Zinszahlungen für Kredite nicht leisten. Ihm bleibt eine Frist von 30 Tagen, andernfalls droht im September die Insolvenz. Am Wochenende kündigte das Unternehmen außerdem an, die Notierung von rund einem Dutzend Anleihen ab diesem Montag auszusetzen.
145 Milliarden Euro
Ende vergangenen Jahres hatte der Konzern seine Schulden auf 1,15 Billionen Yuan (145 Mrd. Euro) beziffert. Die Zahl dürfte seitdem weiter gestiegen sein. Country Garden fährt jedes Quartal Verluste in Milliardenhöhe ein. Nach Angaben von Moody's werden Schulden in Höhe von 31 Milliarden Yuan (3,9 Mrd. Euro) im kommenden Jahr fällig. Die Ratingagentur stufte das Ausfallrisiko vergangene Woche hoch.
"Wir stehen vor den größten Schwierigkeiten seit unserer Gründung", erklärte Yang am Freitag und verwies auf die Konjunktur. Der Bausektor in China hatte seit Ende der 1990er-Jahre einen Boom verzeichnet, doch viele Unternehmer verschuldeten sich immer mehr. 2020 erließen die Behörden Maßnahmen, um die Überschuldung zu stoppen.
Keine Projekte fertig
Seitdem schaffen es große Bauträger immer wieder nicht, Projekte fertigzustellen, allen voran der größte Baukonzern des Landes, Evergrande. Dieser hat mittlerweile Schulden in Höhe von umgerechnet mehr als 300 Milliarden Euro angehäuft.