Nach dem Tief durch die Coronapandemie ist die Krisenstimmung in der Tourismusbranche überwunden. Für Hotellerie und Gastronomie läuft das Geschäft besser und die Unternehmen blicken zuversichtlich auf die kommenden Monate, wie Branchenvertreter am Freitag bei einer Pressekonferenz berichteten. Allerdings stellt die Teuerung auch sie vor Herausforderungen. Neben höheren Kosten macht sich derzeit vor allem die Konsumzurückhaltung von Kundinnen und Kunden bemerkbar.
Market-Umfrage
Wie eine rezente Market-Umfrage unter österreichischen Gastronomie- und Tourismusbetrieben ergibt, zeigt sich vor allem die Hotellerie mit dem Verlauf der Sommersaison zufriedener als noch im Vorjahr. Laut Obmann des Fachverbandes Hotellerie in der Wirtschaftskammer (WKÖ), Johann Spreitzhofer, macht sich das insbesondere in der Stadthotellerie bemerkbar. So würden in Städten wie Graz und Innsbruck die Nächtigungszahlen bereits das Vor-Corona-Niveau übertreffen. Generell werde die Buchungslage von den heimischen Betrieben mit Blick auf Herbst und Winter besser eingeschätzt als zuletzt.
Plädoyer für "realistische Beurteilung"
Trotz der positiven Stimmung plädiert der Branchenvertreter dafür, die Lage realistisch zu beurteilen. "Nächtigungen und Umsätze gehen nicht Hand in Hand", so Spreitzhofer. Denn die hohe Inflation hinterlasse wirtschaftliche Spuren, die sich vor allem in Form einer Konsumzurückhaltung der Kundinnen und Kunden manifestiere und etwa deren Bereitschaft verringere, Trinkgeld zu geben. "Das Geldbörsel bei den Besuchern in den Betrieben sitzt deutlich weniger locker als vor der Teuerungswelle." Hinzu kämen die hohen Energie- und Lebensmittelpreise, die von den Betrieben nur teilweise weitergereicht werden könnten, betonte Spreitzhofer.
Kärnten und Steiermark
Zur Lage in Kärnten und der Steiermark nach den Unwettern sagte Spreitzhofer, dass bei den dortigen Tourismusbetrieben wieder weitgehend Normalität eingekehrt sei. Auch laut Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) ist Urlaub in Südösterreich nun wieder nahezu uneingeschränkt möglich, wie sie in einer Aussendung mitteilte.
Ein ähnliches Bild ergibt sich in der Gastronomie. Dort äußern mittlerweile mehr als 70 Prozent der Betriebe Optimismus in Bezug auf ihre Lage. Jedes fünfte Unternehmen und damit mehr als zuletzt sei sogar sehr positiv eingestellt, sagte der WKÖ-Gastro-Spartenobmann, Mario Pulker. Gleichermaßen schlage die Konsumzurückhaltung auf die Gastronomie noch stärker durch, zumal diese im Alltag öfter besucht werde als die Hotellerie. Aktuell würden 30 Prozent der Unternehmen sogar Umsatzrückgänge verzeichnen, so Pulker, der anmerkte, dass ein Gros die Kostensteigerungen "selber habe schlucken müssen".
Personalsituation etwas entspannter
Eine "leichte Entspannung" ortet Pulker im Bereich der Personalsituation. Der Umfrage zufolge befinden sich aktuell 27 Prozent der Gastrobetriebe auf Mitarbeitersuche, 2022 war es noch jeder dritte Betrieb. Für ihn ist das allerdings kein Grund zur Entspannung, da die Betriebe nach wie vor im Schnitt gut zwei bis drei Arbeitskräfte mehr benötigten. Aus diesem Grund sieht er auch keinen Raum für eine gesetzliche Verkürzung der Arbeitszeit. Deren Umsetzung sei unrealistisch, die Diskussion darüber "führt am realen Leben vorbei".
Forderungen der Branche
Damit die Branche die beschriebenen Hürden überwinden könne, seien weitere Erleichterungen notwendig, so Spreitzhofer und Pulker unisono. Sie fordern unter anderem eine Senkung der Lohnnebenkosten, steuerliche Erleichterungen bei Betriebsübergaben sowie den Abbau von bürokratischen Hürden für die Einstellung von Personal. Eine Absage erteilte Pulker der Herkunftskennzeichnung für Speisen in der Gastronomie. "Wir haben genug an Bürokratie, die wir schultern müssen." Erbaulich seien die gestern von der EU-Kommission genehmigten Coronahilfen, die nun rasch an die Betriebe ausbezahlt werden müssten.