Die Zahl der Firmeninsolvenzen ist heuer im ersten Halbjahr verglichen zum gleichen Zeitraum im letzten Vor-Corona-Jahr 2019 um fünf Prozent auf 2489 gestiegen. Schaut man sich nur das zweite Quartal an, so ist die Zahl von 1290 verglichen mit 1266 anno 2019 praktisch stabil geblieben, zeigen am Donnerstag veröffentlichte Daten der Statistik Austria. Eine Insolvenzwelle ist derzeit nicht ablesbar. Die Absichten, Unternehmen zu gründen, sind allerdings im Sinken begriffen.
Zum Vorjahresvergleich: Im ersten Halbjahr 2022 hatte es 2327 Unternehmenspleiten gegeben. Im zweiten Vierteljahr des Vorjahres waren es 1283. Mit knapp 14 Firmenpleiten pro Tag, die sich aus den Daten errechnen, ist eine Insolvenzwelle aktuell nicht erkennbar. Die Pleitezahlen nahmen aber in den Bereichen Finanzdienstleistungen/sonstige Dienstleistungen, im Handel und im Bau leicht zu, so die Statistikbehörde.
Zuletzt gab es allerdings die Riesenpleite von Kika/Leiner. Dazu kamen Forstinger, Gerry Weber, Salamander. In schwierigen Zeiten schauen die Menschen genauer auf ihre Ausgaben. Nicht dringende Käufe werden wegen der weiter extrem hohen und nur langsam sinkenden Inflation verschoben. Das spürt der Handel besonders. Das Kaufverhalten habe sich zudem ins Internet verlagert, worauf nicht alle Handelsfirmen ausreichend ausgerichtet seien, sagte zuletzt Insolvenzexpertin Cornelia Wesenauer vom AKV.
Die Herausforderungen
Die Konjunktur läuft insgesamt nur schleppend. Laut Wifo schrumpfte die Wirtschaftsleistung in Österreich im zweiten Quartal. Seit Mitte 2022 gab es eine Stagnation. Die unternehmerische Lageeinschätzung liegt nunmehr im negativen Bereich.
"Der Corona-Nachholeffekt wirkt nur mehr bedingt", meinte wiederum Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform bei der Vorlage von dessen Insolvenzstatistik am gestrigen Mittwoch. "Hinzu kommen aber Herausforderungen wie Teuerung, Fachkräftemangel, schwacher Binnenkonsum und das Kränkeln von Österreichs wichtigstem Handelspartner Deutschland."
Weniger "Registrierungen"
Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 31.177 Pläne zu Firmengründungen registriert. Im Vergleich Vorjahresperiode, als es 33.906 sogenannte Registrierungen rechtlicher Einheiten gab, entspricht das einem Minus von rund acht Prozent. Auch gegenüber dem Vergleichshalbjahr vor Pandemiebeginn, dem ersten Halbjahr 2019, gibt es einen Rückgang. Dieser fällt mit 13 Prozent noch stärker aus, im ersten Semester damals hatte es 35.726 Registrierungen gegeben. Das Minus rein aufs zweite Vierteljahr fiel mit 15 Prozent am deutlichsten aus. Heuer gab es von April bis Juni 13.974 Registrierungen, im gleichen Zeitraum 2022 waren es 16.531 gewesen und vor der Coronakrise 16.047.
Im Unterschied zu einer Unternehmensgründung ist die Registrierung einer rechtlichen Einheit Teil eines Verwaltungsverfahrens und als Absichtserklärung zu verstehen. Sie bedeutet nicht unbedingt, dass auch tatsächlich eine wirtschaftliche Tätigkeit im Sinn von Umsatz oder Beschäftigung aufgenommen wird. Dennoch sind Registrierungen ein wichtiger Frühindikator für die Wirtschaft.