Der heutige Dienstag ist im Insolvenzverfahren von Kika/Leiner ein erster wichtiger Termin. Denn nur mehr an diesem Stichtag können Gläubiger ihre Forderungen beim Landesgericht St. Pölten einbringen. Allerdings gibt es auch noch Nachfristen und der ganz wichtige Stichtag ist dann der 21. August mit der Berichts- und Prüfungstagsatzung.

Dem Vernehmen nach sind bis Montag auch ganz große Gläubiger-"Brocken" noch nicht eingebracht gewesen. So sind Lohnforderungen zwar schon angemeldet gewesen, aber beispielsweise noch nicht die Beendigungsansprüche. Hier geht es um die Ansprüche jener rund 1.500 Menschen, die ihre Arbeitsstellen verloren, nachdem die Signa-Holding des Investor René Benko die beiden Möbelhäuser gewinnbringend verkauft hatte und die neuen Eigentümer bald danach die Pleite verkündet hatten.

Die Passiva waren vorläufig auf eine Höhe von 132 Millionen Euro geschätzt worden. Darin fanden sich 40 Millionen Euro an Lieferantenforderungen, welche jedoch teilweise von einer Versicherung, abgedeckt werden sollten und 42 Millionen Euro an öffentlichen Abgaben und Beiträgen - so zahlt auch der Steuerzahler drauf. Dazu komme noch Dienstnehmerforderungen, einschließlich der Beendigungsansprüche aus den aufzulösenden Dienstverhältnissen.

1500 Kündigungen und 23 geschlossene Filialen

23 von 40 Kika/Leiner-Filialen wurden Ende Juli geschlossen. 1500 Leute wurden zur Kündigung angemeldet, 200 verließen die Firma ohne Kündigung. Vor der Insolvenz hatte die Möbelkette rund 3900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Seit 13. Juni befindet sich Kika/Leiner in einem Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Masseverwalter ist der St. Pöltener Rechtsanwalt Volker Leitner.

Zwei Wochen nach dem Verkauf des operativen Kika/Leiner-Geschäfts durch die Signa-Gruppe rund um Benko an den Handelsmanager Hermann Wieser meldete das Unternehmen Insolvenz an. Die Einrichtungshäuser-Immobilien kaufte die Grazer Supernova-Gruppe.

Insolvenz wirft einige Fragen auf

Weil nach der Insolvenz einige Fragen zur Kika/Leiner-Geschäftstätigkeit unter Signa-Eigentümerschaft auftauchten, wurde der Wiener Anwalt und Insolvenzexperte Stephan Riel zum "besonderen Verwalter" bestellt. Er soll sich um die Prüfung der Ursachen des Vermögensverfalles und um die Prüfung und Durchsetzung von Ansprüchen aus der Verletzung von Gläubigerschutzbestimmungen kümmern. Rechtzeitig vor der Sanierungsplantagsatzung am 25. September will Riel seinen Bericht an das Insolvenzgericht und den Gläubigerausschuss erstatten.

Außerdem droht der Verlust vieler Millionen Euro an Steuergeldern, weil Kika/Leiner Steuerstundungen in der Coronazeit gewährt wurden. Der Chef der Finanzprokuratur, Wolfgang Peschorn, will die Steuerzahler-Ansprüche bestmöglich befriedigt sehen.