Die Versorgung mit heimischen Erdäpfeln könnte sich künftig deutlich verschlechtern, warnen die Kartoffelbauern. Neue EU-Verordnungen würden vor allem Einschränkungen und keine Lösungen für die Landwirte bringen, unter anderem bei der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln. Das führe auch dazu, dass sich Bauern zunehmend aus dem Risiko des Erdäpfel-Anbaus zurückziehen. Die Folge seien mehr Importe aus dem Ausland – für mehr Geld und zu schlechterer Qualität.

Derzeit gibt es in Österreich 13.549 Erdäpfelbauern, die im Vorjahr 686.223 Tonnen Erdäpfel produzierten, sagte Anita Kamptner, Geschäftsführerin des InteressenGemeinschaft Erdäpfelbau (IGE) bei einer Pressekonferenz am Freitag. Davon fließt auch einiges in die Erdäpfelverarbeitung – beispielsweise zu Pommes. In Österreich gibt es 160 reine Pommes-Bauern, die auch das Pommeswerk in Hollabrunn beliefern. Dort werden rund 120.000 Tonnen Kartoffeln pro Jahr zu Pommes verarbeitet.

"Risiko für die Landwirte mittlerweile zu hoch"

Es werde jedoch zusehends schwieriger, diese Menge für die Verarbeitung zu bekommen, da immer weniger angebaut werde. "Das Risiko für die Landwirte ist einfach mittlerweile zu hoch", so die Landwirtschaftskammer-Vertreterin Kamptner. Der Anbau sei mit hohen Startkosten verbunden, durch Schädlinge wie den Drahtwurm werde jedoch in manchen Jahren ein großer Anteil der Ernte vernichtet.

Heuer seien die Frühkartoffeln bereits aus. Wegen des Wetters musste später gelegt werden und die Nachfrage sei hoch gewesen. Mit der Haupternte sei hingegen noch nicht begonnen worden. Dadurch entstehe eine Lücke, aufgrund der es nun schon im Sommer ausländische Ware in den Supermarktregalen gebe, so Kamptner. "Das ist etwas, was es – glaube ich – noch nie gegeben hat." Zu der Situation beigetragen habe auch, dass die Anbauflächen für Erdäpfel in Österreich heuer zum dritten Mal in Folge zurückgegangen seien.

Importländer mit anderen Spielregeln

Die heimische Eigenversorgung werde somit immer schwieriger zu bewerkstelligen. Gleichzeitig werde aus Drittländern wie Ägypten oder Israel importiert, wo andere Spielregeln herrschen und viele Pestizide verwendet werden, die in Österreich und der EU schon seit langem nicht mehr zugelassen sind. Zudem verhandelt die EU mit unter anderem Brasilien über das Mercosur-Freihandelsabkommen. In dem Land seien jüngst die Gesetze für die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln gelockert worden.

Billiger seien die ausländischen Erdäpfel wegen hoher Transportkosten nicht. Auch die Qualität sei nicht mit der heimischen Ware vergleichbar. Für Konsumenten sowie für die Umwelt entstehe daraus also überhaupt kein Vorteil. "Das ist nicht fair und es ist letzten Endes eine verlogene Diskussion", meint Kamptner. Für die Bauern sowie entlang der Wertschöpfungskette könnten Arbeitsplätze verloren gehen.

"Weg von einer Verbotspolitik"

Die EU müsse daher ihre Gesetzgebung flexibilisieren und "weg von einer Verbotspolitik", sagte ÖVP-EU-Abgeordneter Alexander Bernhuber. Österreich habe in den vergangenen Jahren bereits eine deutliche Reduktion der Pflanzenschutzmittel erreicht und werde diesen Weg sicherlich weiter fortsetzen. Man könne aber nicht bestimmte Pflanzenschutzmittel verbieten und dann keine Alternativen zulassen. Zudem müssten regionale Bedürfnisse stärker in den Gesetzen berücksichtigt werden. Zudem brauche man Unterstützung aus der Forschung und Entwicklung. Die Europäische Volkspartei (EVP) hatte im EU-Parlament sowohl die Pestizidverordnung (SUR) als auch das Renaturierungsgesetz wegen Sorgen um eine rückläufige Nahrungsmittelproduktion in Europa massiv bekämpft.

Der frühere ÖVP-Landesrat in Niederösterreich, Josef Plank, Obmann des Vereins Wirtschaften am Land, plädierte zudem dafür, dass die Anliegen der Bauern in den Gesetzen mehr Gehör finden. Weiters bräuchten die Landwirte mehr Zeit für die Umsetzung. "Wir wollen besser, effizienter und ökologischer werden", so Plank. Derzeit lege die EU den Fokus jedoch nur auf den Faktor "ökologisch", während es kaum Raum gebe für die Entwicklung von besseren und effizienteren Lösungen.