Der Fehlbetrag in der Kassa der Klagenfurter Flughafen-Betriebsgesellschaft (KFBG) im laufenden Geschäftsjahr ist mehr als doppelt so hoch wie bisher befürchtet. 6,6 Millionen Euro fehlen 2023 im operativen Geschäft. Das erklärten Vertreter des Landes Kärnten, der Stadt Klagenfurt, der Kärntner Beteiligungsverwaltung (KBV) und des Flughafens Klagenfurt im Rahmen einer Pressekonferenz zum "Kassasturz" am Flughafen. Mit der Übernahme der Mehrheit durch KBV und Stadt Klagenfurt und dem Wechsel in der Geschäftsführung erhielten die Alteigentümer nun umfassenden Einblick in die Gebarung des Flughafens. Aufsichtskommissär LH-Stv. Martin Gruber (ÖVP) zeigte sich "erschüttert, was hier ans Licht gebracht wurde". Er sprach von "jahrelangem Stillstand" als "bittere Realität dieser Privatisierung." "Ernüchternd" nannte das Ergebnis des Kassasturzes auch Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider (TK)

Umsatzerlöse knickten ein

Ein Quartett aus Gruber, Scheider, KBV-Vorstand Martin Payer und KFBG-Geschäftsführer Maximilian Wildt präsentierte am Freitag sein Fazit zur Prüfung der Finanzgebarung. Besonders bedrohlich sei die Entwicklung der Umsatzerlöse, die von 8,57 Millionen Euro 2017 auf 4,5 Millionen in diesem Jahr sinken werden. Einnahmen aus dem Aviation-Bereich (der Luftfahrt) seien sogar um zwei Drittel eingeknickt. "Die ehemalige Geschäftsführung hat sich lieber mit Immobilienprojekten auseinandergesetzt und das Kerngeschäft, das Fluggeschäft, außen vor gelassen hat", erklärte Payer. "Das rächt sich jetzt."  Die Umsätze müssten wieder auf das Niveau vor der Privatisierung gebracht werden, so Payer. "Das wird ein hartes Geschäft." Ob zum bereits getätigten Zuschuss von 3,7 Millionen Euro, den Stadt und KBV leisteten, weiterer Finanzbedarf bestehe, konnte Wildt nicht sagen. Erst im Winter werde man wissen, wie viel Geld der Flughafen noch benötigen werde. Der bilanzielle Verlust entspreche nicht dem Liquiditätsbedarf.

Klagenfurts Bürgermeister Scheider, Flughafen-Geschäftsführer Wildt, KBV-Aufsichtskommissär Gruber, KBV-Vorstand Payer
Klagenfurts Bürgermeister Scheider, Flughafen-Geschäftsführer Wildt, KBV-Aufsichtskommissär Gruber, KBV-Vorstand Payer © KK

Zurück zum Kassasturz: Parallel zum Sinkflug der Einnahmen wurden Kosten angehäuft, die laut Payer zeigen würden, dass "da und dort nicht so genau aufs Geld geschaut wurde." So seien für das Controlling 250.000 Euro im Jahr an Lilihill bezahlt worden. Für ein Call Center zahlte die KFBG 40.000 Euro, obwohl es eigene Ressourcen gegeben habe. Und für die Kommunikationsberatung 43.000 Euro. "Die Probleme am Flughafen wurden nicht durch äußere Umstände oder die Alteigentümer hervorgerufen, sondern sind hausgemacht", erklärte Payer. Man bemühe sich nun, so schnell wie möglich aus den Verträgen, etwa mit Lilihill, zu kommen, sagte Wildt.

"Extremer Investitionsrückstau"

Zu dieser Gemengelage gesellt sich ein "extremer Investitionsrückstau", sagt Airport-Chef Wildt. Der Investitionsbedarf betrage in den kommenden fünf Jahren 15 Millionen Euro. Das Geld werde zur Aufrechterhaltung des Flugbetriebes benötigt, etwa für über 25 Jahre alte X-Ray-Anlagen, die Sanierung von Rollwegen oder die Erneuerung veralteter Wasserleitungen. "Grundlegende Dinge, um den Flugbetrieb aufrechtzuerhalten, weil in die in den vergangenen fünf Jahren nicht investiert wurde", erklärt Gruber. Er schränkte aber ein, dass Lilihill unmittelbar notwendige Maßnahmen wie etwa für den Brandschutz mit einem Darlehen des Landes umgesetzt habe.

Zusätzlichen "Finanzbedarf im zutage getretenen Ausmaß" hat Gruber bereits bei Finanzreferentin LH-Stv. Gaby Schaunig (SPÖ) deponiert. Angesichts des Ergebnisses beim Kassasturz müssten aber auch, so Gruber, die "TUIfly-Millionen" für den Flughafen herangezogen werden. Alles andere sei "widersinnig", so Gruber. Rund 11,2 Millionen Euro musste TUIfly als rechtswidrige Beihilfe zurückzahlen. Schaunig bekräftigt auf Nachfrage, dass rund 10,5 Millionen Euro in den Bau von Kinderbetreuungseinrichtungen fließen sollten. Es gebe dazu in der Koalition "Diskussionsbedarf". Schaunig erklärt, sollte ihr Vorschlag keine Zustimmung erhalten, bleibe das Geld in der Finanzabteilung.

AUA und Ryanair streichen Flüge

Die Aussichten für den Flughafen sind jedenfalls wenig erbaulich: Die AUA strich den Winterflugplan auf ein Minimum zusammen. 130.000 Passagiere werden für heuer erwartet, erklärt Wildt. 300.000 Fluggäste seien vom früheren Management prognostiziert worden, erklärte Payer. Von den vier Ryanair-Verbindungen des letzten Winters bleibt nur mehr eine übrig, jene nach London, die englische Metropole soll dafür in einigen Monaten drei- statt zweimal angeflogen werden. Wild betonte, er arbeite am Sommerflugplan.

"Zwei bis fünf Jahre Zeit"

Zwei bis fünf Jahre habe der Flughafen nun noch Zeit, Verbindungen herzustellen, erklärte Gruber. "Wenn das nicht stattfindet, dann wird es relativ schwierig für den Flughafen Klagenfurt." Große Abgänge wie in diesem Jahr könne man sich in diesem Ausmaß nicht auf Dauer leisten. Eine EU-Richtlinie mache öffentliche Beihilfen für Regionalflughäfen bis 2027 möglich.

Wildt zeigte sich aber betont zuversichtlich, neue Flugverbindungen zu gewinnen, die Ausgangssituation sei "sehr vielversprechend". In Gesprächen mit der AUA wolle er bessere Flugzeiten und mehr Frequenzen erreichen. "Das sind Aufbauarbeiten, das geht nicht von heute auf morgen". Wildt kündigte eine "Restrukturierung" der KFBG an, um den Flughafen Klagenfurt "auf solide Beine" zu stellen. "Es darf keine Tabus geben, wir schauen uns alles an", so Wildt.

Scheider betonte, dass man gemeinsam mit dem Land Kärnten hinter dem Flughafen stehe. Es bleibe aber nur wenig Zeit, den Flughafen zu retten. Das sei eine "Riesenherausforderung".

Lilihill: "Unseriöse und medienwirksame Inszenierung"

Am Freitagabend meldete sich schließlich auch Lilihill via Presseaussendung zu Wort. "Der nun vollzogene Kassasturz sorgt für Verwunderung", wird darin betont. Dieser sei "lediglich eine unseriöse und medienwirksame Inszenierung". Den Beteiligten – und damit auch Payer – sei seit mittlerweile mehr als drei Jahren bekannt, so Lilihill, "dass der Finanzierungsbedarf für die nachhaltige Entwicklung und Absicherung des Airports Klagenfurt bei 28 Millionen Euro" liege – und nicht bei 15, wie in der Pressekonferenz verkündet worden sei. Dies sei "regelmäßig Gegenstand von Gremiensitzungen und separaten Abstimmungsterminen" gewesen. In der Mittelfristplanung der KFBG unter dem Mehrheitseigentümer Lilihill sei deshalb auch vorgesehen gewesen, "nicht betriebsnotwendige Flächen in Form von Baurechten zweckgebunden zu verwerten und damit die dringend notwendigen Investitionen in den Flughafen zu finanzieren". Diese "sinnvollen und konstruktiven Maßnahmen" habe Payer "über Jahre hinweg erfolgreich direkt oder indirekt verhindert", wird kritisiert.

Es wird zudem ausgeführt, dass die Arbeit der Geschäftsführung unter Lilihill-Führung nicht so schlecht gewesen sein könne, "wenn nun nahezu alle Konzepte und Maßnahmenpakete übernommen werden". Auch die heute präsentierte Passagierzahl für das Jahr 2023 sei in erster Linie Ryanair zu verdanken, die unter Liihill zurück nach Klagenfurt gebracht worden sei.