Das Grazer Balkonkraftwerke-Start-up EET hat weitere 6,5 Mio. Euro an Investments an Land gezogen und will nun zu den bestehenden rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weitere 25 Jobs besetzen. Mit dem Geld soll der Expansionskurs der Mini-Photovoltaik-Anlagen fortgesetzt und auf Südeuropa ausgeweitet werden, hieß es am Freitag seitens Christoph Grimmer, Gründer und CEO, in einer Aussendung.

"Wir sehen nach wie vor große Potenziale in Deutschland, Frankreich und Italien, wo wir bereits erste Schritte auf dem Markt gemacht haben. Die unmittelbaren Zielmärkte sind nun darüber hinaus, aber auch Spanien und Portugal", wollen Grimmer und sein Team vor allem in Südeuropa weiter wachsen. Bei der kürzlich abgeschlossenen Finanzierungsrunde hätten sich mit Junction Growth Investors aus Belgien, Statkraft Ventures aus Norwegen und der deutschen Green Fortress-Gruppe drei international erprobte Risikokapitalgeber beteiligt.

Jan Senn, Christoph Grimmer (r.) von EET mit Science Park Graz-Geschäftsführer Martin Mössler (Mitte))
Jan Senn, Christoph Grimmer (r.) von EET mit Science Park Graz-Geschäftsführer Martin Mössler (Mitte)) © EET

"Zugang zu wertvollem Know-how und Netzwerken"

"Durch die Zusammenarbeit mit diesen weltweit agierenden Unternehmen erhält EET nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch Zugang zu wertvollem Know-how, Netzwerken und Ressourcen", so Grimmer. Während EET mit dem Investmentfonds Junction Growth Investors und Statkraft Ventures insbesondere Finanzen und Marktzugänge stärkt, holen die Grazer mit der Green Fortress-Gruppe auch ein in der Branche bekanntes Gesicht an Bord: "Sonnen"-Gründer Christoph Ostermann. Er hatte den von ihm gegründeten Photovoltaik-Speicheranbieter "Sonnen" 2018 an Shell verkauft. Es sei der bereits zweite "Solarriese", der sich bei EET als Investor beteiligt. Bereits 2017 stieg Klaus Fronius, der Gründer des gleichnamigen Unternehmens, als Gesellschafter ein.

Trotz der neuen Finanzspritze bleibe die anteilsmäßige Mehrheit weiterhin bei den Gründern Grimmer, Stefan Weinberger und Florian Gebetsroither, wurde betont. Die bald knapp 100 Mitarbeiter verteilen sich derzeit auf zwei Standorte in Graz: Der Hauptsitz in der Herrgottwiesgasse wurde um einen weiteren Standort in der Paula-Wallisch-Straße erweitert. Ein dritter Standort in der steirischen Landeshauptstadt sei geplant.

2017 als Spin-off der TU Graz gegründet

Die EET GmbH (Efficient Energy Technology GmbH) wurde 2017 als Spin-off der TU Graz gegründet und verkauft mittlerweile bis zu 1000 Mini-PV-Anlagen samt Speicher pro Monat. Das Produkt "SolMate" ist dabei der Innovationstreiber. Den Erfolg führt das Unternehmen auch auf die Einfachheit des Systems zurück: Durch ein Kabel wird der Speicher mit Photovoltaik-Paneelen mit bis zu 2000 Wattpeak verbunden und die produzierte Energie gelangt direkt in den "SolMate". Dieser wird wiederum an einer gewöhnlichen Steckdose angesteckt und so der erzeugte Strom von maximal 800 Watt in das Haushaltsnetzwerk eingespeist.

Die Kerntechnologie des Systems liegt in der Messtechnologie: EET bietet eine "NetDetection" an, die exakt erkennt, wie viel Strom aktuell benötigt und verbraucht wird - und speist diese Menge in den Haushalt ein. Wenn mehr Strom produziert wird, als benötigt, speichert "SolMate" die Energie für später, allerdings derzeit maximal 1,5 kWh. Bis zu 50 Prozent des Strombedarfs eines durchschnittlichen Haushalts könne eingespart werden - und auch ein Inselmodus sei möglich: Auf Basis einer integrierten Steckdose dient das System im Notfall als Notstromlösung oder werde als mobiles Stromnetz genutzt.