Die Teuerung in der Schweiz ist erneut zurückgegangen. Vor allem die Importpreise sind zuletzt deutlich gesunken. Die Jahresinflation sank heuer im Juli auf 1,6 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Donnerstag mitteilte. Im Vormonat Juni hatte sie 1,7 Prozent betragen.
Der Rückgang war in etwa so erwartet worden. Von AWP befragte Ökonomen hatten einen Wert zwischen 1,5 und 1,6 Prozent geschätzt.
In den ersten beiden Monaten 2023 war die Teuerung in der Schweiz noch wegen höherer Strom- und Flugpreise bis auf 3,4 Prozent angestiegen, seither geht es steil abwärts. Im Juni war sie dann erstmals seit Jänner 2022 wieder unter der Zwei-Prozent-Marke gefallen.
Fliegen und Pauschalreisen günstiger
Die Inlandgüter kosteten im Juli allerdings noch immer um 2,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, die Importgüter hingegen um 0,6 Prozent weniger. Die Kerninflation, welche die volatilen Güter wie Nahrungsmittel, Energie und Treibstoffe ausschließt, sank von 1,8 auf 1,7 Prozent.
Im Vergleich zum Vormonat ging der Landesindex der Konsumentenpreise (CPI) um 0,1 Prozent auf 106,2 Punkte zurück. Laut BFS war der leichte Rückgang auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, unter anderem auf sinkende Preise für Kleider und Schuhe im Rahmen des Ausverkaufs.
Auch Fliegen und Pauschalreisen ins Ausland wurden billiger. Die Preise für die Parahotellerie sowie die Mieten von privaten Verkehrsmitteln sind laut den Angaben hingegen gestiegen.
Das machen die Schweizer anders
Christian Keuschnigg, der seit mehr als 20 Jahren als Wirtschaftsprofessor an der Uni St. Gallen in der Schweiz lehrt, erklärte bereits im Interview mit der Kleinen Zeitung, was in der Schweiz anders läuft: "Die Schweiz hat eine eigene Währung und eine eigenständige Geldpolitik. In Österreich wird die Inflation vorwiegend von der EZB in Frankfurt verantwortet, das kann die heimische Politik nicht wettmachen. Die Teuerungsraten sind allerdings auch in der Eurozone unterschiedlich. Dort, wo der Wettbewerb gut funktioniert, die Produktivitätssteigerungen groß sind und die Lohnabschlüsse nicht überschießen, ist die Inflation tendenziell niedriger."
Ob sich Österreich von der Schweiz etwas abschauen könnte, beantwortete Keuschnigg so: "Die Möglichkeiten sind begrenzt. Entscheidend ist, dass die Lohnpreis-Spirale nicht so heiß läuft wie in anderen Ländern. Andere Inflationsfaktoren können wir schlicht nicht beeinflussen, zumindest kurzfristig nicht. Vielleicht hilft die Dämpfung der kalten Progression, dass mehr netto vom brutto übrig bleibt, damit Lohnabschlüsse einigermaßen moderat bleiben."